Achtung, Achtung, heute wird es schlüpfrig. Wer keine Lust auf absurde Sex-Schilderungen hat und/oder schwulen Sex nicht sinnvoll findet, sollte besser nicht weiterlesen und stattdessen einen meiner Artikel anklicken, der von Alkohol oder gesunder Ernährung handelt.
Mein ganzes schwules Leben habe ich mir geschworen, niemals eine offene Beziehung einzugehen und stattdessen lieber eine Beziehung sausen zu lassen. 2021 sollte es anders kommen. Nach ziemlich genau drei Jahren Beziehung sprang der Schalter um: Ich darf nun offiziell eine Nutte sein und abgesehen von meinem Arzt beschwert sich auch niemand darüber. Außerdem habe ich dank meines ausschweifenden Alkoholismus wohl wirklich schlimmere Probleme, zumindest gesundheitlich betrachtet.
Die meisten meiner Freunde haben schon ewig eine offene Beziehung, teilweise sogar seit Anfang an. Alle, die das nicht haben, trennen sich sowieso spätestens nach ein paar Jahren, weil einer von beiden fremd geht. Naja, sagen wir dabei erwischt wird. Fremd gehen wohl alle Schwulen in monogamen Beziehungen nach einiger Zeit. Oder etwa nicht?
Der Reiz des Verbotenen
Ehrlicherweise war auch ich des Öfteren nicht ganz treu, vor allem in meinen früheren Beziehungen. Das lag zum einen daran, dass der Sex nach ein paar Jahren stinklangweilig wird, zum anderen aber auch daran, dass verbotene Dinge besonders spannend sind.
Übrigens, der tolle Tipp, man solle doch mal etwas Neues ausprobieren, wenn der Sex in einer Langzeitbeziehung weniger oft und weniger spannend wird, ist völliger Unsinn. Auch wenn ich meinen Freund mit Schokolade einreibe, ihm ein rosa Tutu anziehe und ihm eine Gurke in den Arsch schiebe, bleibt er immer noch die gleiche Person. Die gleiche Person, der gleiche Körper. Die Lösung ist folgerichtig, nicht mit seinem Partner etwas Neues auszuprobieren, sondern die gleichen Dinge einfach mit einer neuen Person auszuprobieren. Naja, es spricht wohl auch nichts dagegen, einer neuen Person eine Banana und etwas Schokolade einzuführen.
Der Reiz des Verbotenen ist mit dem Start einer offenen Beziehung auf jeden Fall völlig verschwunden. Darauf wollte ich in diesem Absatz eigentlich hinaus. Und dieser Fakt führt dazu, dass ich die offene Beziehung wohl fast weniger nutze, als ich früher fremdgegangen bin. Okay, ganz so schlimm ist es wohl nicht, aber der Punkt ist klar.
Von Onanie, Monogamie, Dreier und Gruppensex
Das Wort Monogamie klingt zwar wie eine körperliche Behinderung, ist es aber nicht. Es bezeichnet die Sexhabung mit lediglich einer Person – nämlich seinem Partner. Zählt man Sex mit sich selbst mit, sind es vielleicht doch zwei Personen.
Bevor ich mit meinem Freund auf eine offene Beziehung umgestiegen bin, was überraschenderweise sogar auf meinen Vorschlag zurückging, haben wir ein paar Mal etwas Anderes getestet: Dreier. Wir holten uns also einfach eine dritte Person ins Bett und hatten Spaß. Also mein Freund hatte Spaß, der Dritte vielleicht auch. Ich nicht, ich fand es einfach nur kacke. So viel Gin Tonic konnte ich gar nicht trinken. Mir wurde klar, dass es mir gar nicht um den eigentlichen Sex geht, sondern darum, einen Mann in diesem Moment ganz für mich alleine zu haben und dass seine komplette Aufmerksamkeit mir gilt. Da das bei einem Dreier eher nicht möglich ist, war das Thema schnell gegessen.
Ganz tolle “Couples”
“Uns gibt es nur zu zweit”. Das liest man oft, wenn man in den einschlägigen schwulen Bums-Portalen auf die Suche nach dem nächsten Stich ist. Das sind genau die Leute, die sich statt einer offenen Beziehung für die oben erwähnte Dreier-Variante entschieden haben. Kommen wir nun also zu einem weiteren Knackpunkt, der mir gerade bei dieser Couple-Geschichte immer wieder auffällt: Der Eine ist jung und wunderschön, beim Anderen handelt es sich um eine fürchterlich adipöse Kackbratze, bei der es sich zu 90% sogar noch um die schreibende Person handelt. Die Stats der Beiden in etwa so aus: 24/183/78/XL & 43/176/95/M. Richtig gelesen, die Beiden gibt es nur zusammen. Wenn ich also mit jüngeren, knackigen Boy bumsen will, muss ich damit Leben, dass ein fetter und ungepflegter Mann Mitte 40 anwesend ist. Und der ist nicht nur anwesend, sondern will mitmachen. Nein, danke. Gewisse meiner Körperteile lehnen solche Zusammenkünfte grundlegend ab. Ich frage mich sowieso, wie solche “Couples” entstehen. Womöglich war der Alte am Anfang der Beziehung ebenfalls einigermaßen jung und schön und hat nur im Laufe der Jahre im Gefängnis der geschlossenen Beziehung völlig die Form verloren und jegliche Art von Selbstdisziplin und Selbstrespekt auf den Mond geschossen.
Wenn nicht beide Partner auf der oberflächlichen Bewertungs-Skala von 1 bis 10 in etwa gleich stehen, klappt es weder mit dem Dreier noch mit einer fairen offenen Beziehung. Den Einer will jeder, den Anderen will niemand. Doof, oder?
Fun
Nicht alles, was fun heißt, ist auch funny. Ganz im Gegenteil. Neben den Couples findet man online natürlich auch jede Menge Männer, die auf eigene Faust ihr Glück versuchen. Nachdem man sich in einem Profil also durch die Liste der erhaltenen Corona-Impfungen, den Bums-Reiseplan und die Datenschutz- und AGB-Bestimmungen geklickt hat, kommt es im Idealfall zum Chat, dessen Ablauf sich jedes Mal annähernd so sehr gleicht, dass er nicht nur von einer künstlichen Intelligenz, sondern sogar von einer künstlichen Dummheit geführt werden könnte.
Das Ganze läuft wie folgt ab:
- Nachricht #1: Hi
- Antwort #1: Hey
- Nachricht #2: Wie geht’s?
- Antwort #2: Gut, danke, und dir?
- Nachricht #3: Auch. Was suchst du?
- Antwort #3: Fun, du?
- Nachricht #4: Auch. Worauf stehst du?
- Antwort #4: Ficken, bumsen, blasen, alles auf dem Rasen
Fun. Da haben wir es. Es dauert weniger als 50 Wörter, bis es zum relevanten Punkt kommt. Relevant, um zu kotzen. Wirklich, mich nervt das unglaublich. Und es ist auch völlig egal, in welchem Land man sich aufhält, das Einzige was sich ändert ist die Sprache. What are you into?
Bin ich nicht plump genug?
Das Wort plump wollte ich schon länger mal verwenden. Nun habe ich endlich eine Möglichkeit gefunden. Ich bevorzuge aus, aus dem obigen Chat-Verlauf recht schnell auszusteigen. Entweder, indem ich auf das “was suchst du?”, was übrigens ähnlich geistreich ist wie “was letzte Preis?”, eben nicht mit Fun antworte, sondern mit etwas Anderem, was keinen Sexbezug hat, oder indem ich die Frage schlichtweg ignoriere. Mir reicht es, wenn der Bezug zum Sex nach 25 Nachrichten hergestellt wird. Abgesehen davon stehen alle Antworten auf die üblichen Fragen bereits in den Profilen. Dort steht was derjenige sucht, dort steht auch worauf derjenige steht. Trotzdem muss man es nochmal persönlich geschrieben bekommen. Schreibt man einfach “siehe Profil” zurück, wird man angezickt.
Vielleicht ist es am Ende einfacher, wenn man selbst Hand anlegt. Und in den meisten Fällen ist das sogar besser, da man selbst am Besten weiß, was man mag und braucht. Und wenn es dann nach gefühlt endlosem hin- und herschreiben doch mal zu einem Date kommt, dann möchte ich mit dem potentiellen Geschlechtspartner vor dem Start des Entkleidungsvorgangs zumindest ein paar Gin Tonic getrunken haben. Menschen, die nüchtern Sex haben, waren mir schon immer suspekt.


