Quasi den halben Sommer habe ich mich schon auf diesen Event gefreut. Und nach zwei Jahren mit Absagen (wir hatten eigentlich Karten für 2020), ging es nun auf mein erstes Festival. Eine Mischung aus Vorfreude und Angst vor den hygienischen Zuständen erfasste mich. Parookaville stand auf dem Plan, quasi der kleine Bruder des Tomorrowland, auch wenn er gar nicht so viel kleiner ist. Im Unterschied zum Tomorrowland bekommt man hier allerdings Tickets. Achja, und man muss weniger Geld investieren.

Bereits ab Donnerstag morgen konnte man anreisen, die ersten kleineren Events sollten schon Donnerstag Abend stattfinden. Wir entschieden allerdings, uns erst am frühen Freitag Vormittag auf den Weg zu machen. Erstens um den Donnerstag noch arbeiten zu können und zweitens, um eine Nacht weniger im Zelt schlafen zu müssen. Zelten ist doch eine wirklich unschwule Sache. Und in der Tat hielt sich die Anzahl der Typen, die in den typischen Bums-Apps online waren, sehr in Grenzen. Da wir das Festival aber nicht wegen Penissen, sondern während der Musik besuchten, war das auch nicht weiter relevant.

Die Anreise lief hervorragend. Keine langen Schlangen, keine großen Staus. Der erste Eindruck war gut, alles schien perfekt organisiert. Von der Ausschilderung bis hin zu den (zugegebener Weise völlig zugekackten) Toiletten, alles war vorhanden.

Der goldene Döner

Wir hatten uns für das bereits fertig aufgebaute Zelt entschieden. Für 120 Euro erhielt man neben dem Zelt auch zwei Luftmatratzen, zwei Schlafsäcke und zwei Campingstühle. Eigentlich ein gutes Geschäft. Leider entfiel dadurch der Spaß, völlig betrunken zu versuchen, ein Zelt aufzubauen und es nach zwei Stunden frustriert und genervt aufzugeben.

Ganz allgemein hielten sich die Gesamtkosten für das Festival in Grenzen und wir wurden weniger ausgenommen als anfangs vermutet. Neben dem Eintrittspreis von ca. 300 Euro pro Person für das ganze Wochenende inkl. Zeltplatz gaben wir nochmal etwa 350 Euro pro Person für Getränke aus. Einziges Manko waren die kleinen Nebenbeträge – so schlägt ein Dürum mit heftigen 10 Euro zu buche. Auch eine Portion Pommes liegt bei 10 Euro. Ziemlich geile Pommes, wenn auch nur mit Chilli-Cheese-Dip anstatt mit Blattgold.

Von der Atmosphäre war der komplette Zeltplatz einfach nur krass. So viele Menschen, die einfach zusammen feierten, so viel Spaß und so viel Bierpong. An ausreichend Schlaf war kaum zu denken. Die letzte Party endete gegen 7 Uhr morgens, die ersten Leute feierten aber schon ab 8 Uhr weiter. Mit XXL-Boxen und einer Mischung aus Hard- und Jumpstyle. Die Frage, bis wann es noch Musik ist und ab wann es sich nur noch um puren Lärm handelt, habe ich mir an diesem Wochenende noch öfter gestellt.

Hyäne ohne Hygiene

Die hygienischen Zuständen waren zwar grenzwertig, allerdings nicht so schlimm wie vermutet. Teile des Zeltplatzes standen unter Wasser, schließlich gab es am Donnerstag Abend ein kleines Gewitter. Heterosexuelle Männer hätten sich bestimmt über eine paar geile Weiber gefreut, die sich mit Schlammcatchen vergnügen. Das fand aber nicht statt. Allgemein waren die Frauen auf dem Festival auch primär mit Schminken beschäftigt. Wir waren umgeben von Männern, die Bier tranken und quasi jede freie Minute zum Grill verwendeten und natürlich den Frauen, die versuchten die mangelnde Hygiene mit maximal viel Schminke auszugleichen.

Auf die Duschen musste man selbst in den Prime-Times weniger als 30 Minuten warten. Und obwohl der Wasserdruck faktisch nicht vorhanden war, erlangte man zumindest teilweise das Gefühl einer Grund-Reinheit. Nach einer Nacht in einem auf 35 Grad aufgeheizten und durch das Fehlen einer Klimaanlage fast unnutzbarem Zelt war das allerdings auch bitter nötig.

Profi-Tipp: Wenn man sich schon vor der ersten Dusche die Tages, die übrigens mit vier Euro zu buche schlägt, die richtige Anzahl an Gin Tonics reinzieht, kann man die überall verteilten langen Haare, die wohl durch die viel zu hohe Anzahl an Frauen entstehen, einfach ignorieren. In etwa so hatte ich mir die Duschen auf Wacken vorgestellt – quasi umgeben von Scham- und Kopfbehaarung.

Ganz unabhängig davon waren so gut alle Festival-Besucher freundlich und herzlich. Kein Bodyshaming, keine Arroganz, keine Gewalt, kein übertriebener Konsum (echter) Drogen. So viel Freundlichkeit und pure Partyfreude habe ich auf einem CSD bisher noch nie erlebt. Schwule und Lesben sind leider eher mit sich selbst als mit dem Genuss der Veranstaltung oder der Musik beschäftigt. Man kam schnell mit Leuten ins Gespräch und hat sich Dinge geteilt oder ausgeborgt. Alles in allem einfach toll.

Orgasmus aus Licht und Ton

Als ich zum ersten Mal vor der gigantischen Bühne stand, kam ich aus dem Staunen kaum heraus. So viel Technik gibt es sonst nur im Bürgeramt Hannover. Riesengroße XXL-Screens, eine unzählbare Anzahl von Boxen und Scheinwerfern und ein Ton, der seinesgleichen sucht. Spätestens beim Auftritt des Hardstyle-DJs am Freitag flog man quasi davon. Gepaart mit jeder Menge Flammen-Effekten und selbstverständlich tonnenweise Pyrotechnik. Klar, am Ende muss auf so einem Festival ja auch an den Umweltschutz gedacht werden.

Zum Einlass bekam man übrigens einen leeren Müllsack – und beim Verlassen zehn Euro zurück, wenn man diesen voll abgegeben hat. Also den Müllsack, nicht sich selbst. Natürlich sah es auf dem Festivalgelände am Ende trotzdem aus wie nach einem SPD-Parteitag.

Habe ich schon etwas über die Musik geschrieben? Die besten und bekanntesten DJs der Welt gaben sich die Klinke in die Hand. Egal ob es Robin Schulz und Felix Jaehn oder Steve Aoki und Timmy Trumpet waren. Ein Highlight folgte auf das Nächste. Nur einer hat in diesem Jahr leider gefehlt – und zwar Gott himself: David Guetta.

Olaf, der Flipper

Die Songs der Flippers liefen schon seit dem ersten Tag permanent über den Campingplatz verteilt. Nach einem Blick in das Programmheft wurde der Grund klar: Für Samstag Nachmittag war der Auftritt von Olaf geplant. Olaf, der Flipper. Auf einer Bühne, die für seinen Auftritt deutlich zu klein war stand er dann auch wirklich vor der jubelnden Menge. Mit um den 100 Jahren Bühnenerfahrung durfte er der bekannten Hit “40 Jahre Flippers – Wir sagen Dankeschön” dann auch direkt dreimal wiederholen. Die Fans waren völlig aus dem Hause. “Wir wollen den Olaf sehen” und “Wir lieben dich, Olaf”-Schilder waren allgegenwärtig.

Allgemein waren die Festival-Besucher sehr kreativ bei der Gestaltung ihrer Schilder. Highlight war das Schild mit der simplen Aufschrift “Achtung, Schild!”, welches regelmäßig durch die vorbeilaufenden und völlig zugedröhnten Druffis umgerannt wurde.

Es war wirklich toll anzusehen, wie diesem für das Festival doch eher untypischen Künstler so viel Respekt gezollt wurde. Ich habe die Hoffnung, dass die Begeisterung wenig Sarkasmus beinhalte. Aber selbst wenn – Olaf hat es nicht gemerkt und sichtlich Spaß.

Parookaville, wir sagen danke! Das Festival und das Wochenende waren absolut mega, wir sind noch immer völlig geflasht. We are Parookaville.

Am Ende steht Eines fest: Nächstes Jahr wieder. Und wenn wir es schaffen, endlich mal Tickets zu bekommen, steht dann Tomorrowland auf dem Plan. Koste es was es wolle.