Was die Menschen nicht alles tun, um länger zu leben. Sie hören mit Rauchen auf, fressen sich kiloweise Brokkoli rein, verbringen wöchentlich mehrere Stunden mit Sport oder verzichten auf Alkohol. Sie ackern sich kaputt, um genug Geld zu haben, um später das Leben als Rentner genießen zu können. Mit Vermögen und Gesundheit. Doch was passiert, wenn man das Rentenalter dann wirklich erreicht? Was macht man mit seiner Zeit, was macht man mit dem vorhandenen Geld?

Ihr merkt, ich bin kein großer Fan dieses Konzepts. Allein die paar Stunden Sport pro Woche, die man machen muss, um das Leben unnötig in die Länge zu ziehen, verbrauchen verhältnismäßig fast den gleichen Anteil an Lebenszeit. Der Unterschied ist aber ganz wichtig: Man verbraucht heute in voller Jugend mit mit Power seine Lebenszeit, um am Ende als halber Krüppel ein paar Jahre dranzuhängen, die man auf Grund des Alters eh nicht mehr genießen kann. Oder seht ihr euch im Alter wirklich feiernd in einem Puff? Wohl eher langweilige Bücher verschlingend auf einem Kreuzfahrtschiff. In jungen Jahren verschlingt man Penisse und Drinks anstatt von Büchern, man hat Spaß anstatt die Tage einfach nur rum zu kriegen.

Ein noch viel größerer Faktor ist die Zeit, die man für Arbeit investiert. Ist euch bewusst, wie viele Jahre eures Lebens ihr gewöhnlich in Arbeit investiert? Das ist einfach berechnet. 8 Stunden x 220 Arbeitstage pro Jahr x 45 Arbeitsjahre. Das sind um die 80.000 Stunden. 3.300 komplette 24-Stunden-Tage, also 9 Jahre ohne auch nur eine Minute Pause. Arbeitet man ein bisschen weniger (vorausgesetzt man kann es sich leisten), spart man also schnell ein paar Jahre an „verschwendeter“ Lebenszeit an, die man nicht halb tot hinten dran hängen muss.

Wenn man tot ist

Und was passiert mit dem gesparten Geld und dem Besitz, wenn man doch irgendwann stirbt? Alle angesammelten Dinge wie Geld und Immobilien sind übrig, wenn man keine Kinder hat. Gerade als schwuler Mann. Und ganz ehrlich, wenn ich mal 60 bin, muss mein 20 Jähriger Toyboy auch nicht mein einziger Erbe werden.

Und jetzt folgt einer der wichtigsten Grundsätze, die in den letzten Jahren lernen durfte: Erlebnisse sind es, die das Leben ausmachen, nicht materielle Dinge. Das ist wohl nicht wirklich neu und keine Überraschung, aber viele Menschen kapieren das nicht oder ignorieren es schlicht.

Trinkt den teueren Champagner und Whisky doch einfach, anstatt ihn „für ein besonderes Erlebnis“ aufzubewahren. Ihr selbst und wirklich nur ihr selbst entscheidet, wann es ein „besonderes Erlebnis“ ist. Und glaubt mir, es ist ein wirklich besonderes Erlebnis, wenn man sich im Rahmen des in der Corona-Phase erlernten Day-Drinking um 12 Uhr Mittags eine geile Flasche des 300 Euro Champagners reinzieht.

Wo ich gerade über Tod-Thema gesprochen habe, noch ein wichtiger Hinweis, der besonders im Falle eines spontanen Tods, z.B. wegen Unfall oder zu krasser Alkoholvergiftung, zum Tragen kommt: Macht eine Patientenverfügung! Nichts ist für Verliebende schlimmer, als diese Sachen im Falle eures Unfalls entscheiden zu müssen. Und auch ein zentrales Passwort mit allen wichtigen Unterlagen und Zugangsdaten solltet ihr irgendwo hinterlegen, zum Beispiel zusammen mit der Verfügung in einem Briefumschlag. Dieses zentrale Passwort verschafft dann Zugriff auf einen Tool wie beispielsweise 1Password, was alle wichtigen Dokumente und Passwörter enthält.

So können eure Verwandten dann einen Auto-Responder mit beispielsweise “Sorry, er kann nicht antworten, weil er tot ist“ oder ähnlich für euren E-Mail Account einrichten und dafür sorgen, dass euer Romeo-Account keine weiteren Sex-Anfragen mehr erhält. Vielleicht solltet ihr die Passwörter der Dating-Profile im Passwort-Tool aber auch einfach weglassen, um euren Nachfahren unnötige Schocks und weiteren Schmerz zu ersparen und dafür zu sorgen, dass euer Grabstein nicht mit “da ging sie hin, die alte Hure” beschriftet wird.