Schon in vielen Orten in Deutschland war ich allein bzw. bin die Reise allein angetreten. Das ist wohl auch klar, wenn man als digitaler Nomade unterwegs ist, schließlich ist man alle paar Wochen an einem anderen Ort. Nun aber stand der erste alleinige Aufenthalt im Ausland an. Und schon fand ich mich erneut an einem deutschen Flughafen wieder.
Man könnte nun diskutieren, ob diese Reise wirklich ins Ausland ging, da Mallorca ja allgemein bekannt als das 17 Bundesland von Deutschland gilt. Da ich so einen Unsinn aber nicht beachte und die offizielle Sprache spanisch ist, zählt es für mich als Ausland. Wer nun an Eimersaufen und Bumsen am Strand denkt, täuscht ist. Abgesehen davon, dass auch in Spanien immer noch Corona herrscht (der weltbekannte MegaPark ist zum Beispiel seit 1,5 Jahren geschlossen und hat nie wieder geöffnet), ist es zudem Nebensaison und die ganzen besoffenen Sportvereine oder Junggesellenabschiede sind bereits wieder nach Deutschland zurückgeflogen.
Doch warum dann Mallorca? Ganz einfach: Es war ein Schnäppchen – um die 800 Euro für zwei Wochen Hotel in Strand- und Ballermann-Nähe inklusive Hin- und Rückflug ab Frankfurt. Zudem wollte ich Wärme, schließlich sinken die Temperaturen in Deutschland im Oktober schnell unter zehn Grad. Schrecklich, sowas muss ich mir dank meiner neuen Freiheiten nun wirklich nicht antun. Kaum vorstellbar, aber es soll sogar Regionen in Deutschland geben, in denen es schneit.
Allein, allein
Doch warum hebe ich das „allein“ in der Überschrift hervor? Ganz einfach, ein paar Dinge sind im Ausland anders als bei meinen Deutschland-Trips. Hauptsächlich wohl der Fakt, dass man etwas weiter weg ist. In Deutschland konnte ich, wenn mir mal langweilig war oder ich mich einsam fühlte, einfach in den Zug steigen und in die nächste Stadt fahren, in der ich Leute kannte oder cool abfeiern kann. Auf Mallorca ist das nicht so. Mit Flug dauert das zu lange und ist abgesehen davon noch viel zu teuer.
Auch habe ich im Ausland keine Leute. In eigentlicher jeder Großstadt in Deutschland kenne ich ein paar Leute, mit denen ich mich treffen kann, wenn ich vor Ort bin. Im Ausland ist das nicht so. Und neue Leute kennen zu lernen ist bekanntlich schwer. Also zumindest dann, wenn man nicht nur auf Sex aus ist.
Macht man sich nun auf Mallorca ohne Begleitung auf in Richtung Ballermann, um beispielsweise den Bierkönig oder das Bamboleo zu besuchen, wird man bei wildfremden Menschen aus der ganzen Welt an den Tisch gesetzt. Theoretisch aus der ganzen Welt, praktisch aber meist Menschen aus Deutschland. Man unterhält sich ein paar Stunden mit diesen Leuten, stößt das ein oder andere Mal gemeinsam an und geht dann wieder getrennte Wege. Weder Sex, noch tiefgründige Gespräche kommen zu Stande. Größtenteils bewegen sich diese Gespräche auf dem „wie heißt die Mutter von Niki Lauda„-Niveau. Und so lange keine Fußball-Übertragungen laufen, sind beide Läden durchaus erträglich. Natürlich vorausgesetzt, dass man schon bei Ankunft vollkommen betrunken ist.
Schnitzel und Pommes
Prinzipiell gehe ich sehr gerne in Restaurants. Sogar allein genieße ich es, bei einem leckeren Glas Rotwein etwas Schönes zum Essen zu bekommen. Auf Mallorca, oder zumindest an der beliebten Playa de Palma, ist das fast unmöglich. Vorhanden sind um die 1.000 Restaurants, von denen allerdings 990 komplette Kacke sind. Selbst wenn man sich preislich gesehen mittig oder weiter oben platziert, bekommt man fast ausschließlich minderwertiges Fastfood, dass in uraltem Frittenfett frittiert wurde. Auf die Bewertungen von Portalen wie TripAdvisor kann man getrost verzichten, da diese zum Großteil aus Fake-Bewertungen bestehen. Es gibt sogar Restaurants, in denen man einen Rabatt angeboten bekommt, wenn man eine positive Bewertung hinterlässt. Vielleicht legen viele deutsche Mallorca-Urlauber auch einfach keinen Wert auf gutes Essen.
Ein paar Kilometer weiter, in einem Küstenort namens Sóller, war das Essen hingegen sensationell. Zwar in etwa doppelt so teuer, aber dafür zehn mal delikater. Diesen coolen Ort erreicht man entweder in einem historischen alten Holzzug per Panoramafahrt durch die Berge oder mit einem Bus. Und zumindest dieser Fern-Bus akzeptiert sogar die Zahlung mit Kreditkarte.
Vier Versuche der Busfahrt
Was für eine tolle Überleitung zum Thema Busfahrt. Als ich das erste Mal versuchte, einen öffentlichen Bus in Mallorca zu besteigen, bin ich kläglich gescheitert. Nicht nur einmal, sondern gleich drei Mal. Erst beim vierten Versuch wandelte sich die Busfahrt zum Erfolg.
Mit ausschließlich Kreditkarten in der Tasche misslang der erste Versuch. Der Bus von Palma de Mallorca nach El Arenal akzeptiert keine Kredit- oder EC-Karten. Sehr verwunderlich in einem Land, in dem man sogar 25 Cent im Kiosk für gewöhnlich kontaktlos mit Karte bezahlt. Okay, hebe ich also Geld ab, um den zweiten Versuch zu starten. Dieses Mal leider mit der Information, dass 50 Euro Scheine grundsätzlich nicht akzeptiert werden. Über 20 Euro kein Einlass, schließlich beträgt der Fahrpreis gerade mal zwei Euro. Langsam etwas genervt bin ich anschließend in einen Kiosk marschiert, um ein Bier zu erwerben und somit meinen 50 Euro Schein loszuwerden. Das hat geklappt. Was nicht geklappt hat, ist der Einlass in den Bus. Mit Bier darf der Bus nicht betreten werden. Bus Nummer vier hat mich schlussendlich mitgenommen. Eine Stunde später als geplant.


