Wenn ich eines hasse, ist das Kochen. Und wenn ich eines liebe, ist das Feiern. Kommen wir somit zu einem weiteren Fehler, den ich in der ersten Vorstellung des Lebens als digitaler Nomade und während der Planung gemacht habe: Die realen Kosten völlig falsch eingeschätzt. Und damit rede ich nicht von den Kosten für die Unterkünfte oder diese Reisewege, sondern primär von den Nebenkosten. Also alles, was man in den Mund nimmt. Naja okay, fast alles, was man in den Mund nimmt.
Da die Idee, meine Wohnung zu kündigen, während der Corona-Zeit entstanden ist, habe ich mich fälschlicherweise an den zu dieser Zeit aktuellen Kosten für Restaurants, Partys und Urlaube orientiert. Es ist nicht überraschend, dass diese niedrig ausgefallen sind, schließlich war das Leben fast vollständig verboten.
Zwischenzeitlich, wo das Leben langsam wieder Fahrt aufnimmt, nehmen auch die entsprechenden Kosten wieder fahrt auf. Schlimmer noch: Es muss ja Einiges nachgeholt werden. Und so nimmt man jede Club- und Party-Erfahrung und jede Bar mit, die man irgendwo findet. Bei den Restaurants ist das ähnlich. Endlich mal wieder lecker. In der Folge explodieren die Kosten förmlich.
Das Leben ist kein Urlaub
Auch wenn mir das oft unterstellt wird (wohl auch deswegen, weil ich den Fehler selbst noch zu oft mache), so bin ich nicht permanent im Urlaub. Überall da wo ich mich befinde, arbeite ich, zumindest theoretisch. Und leider mache ich den Fehler, den privaten Part zu leben, als wäre ich im Urlaub. Das heißt, dass ich fast täglich Restaurants oder Bars und Clubs besuche. Na klar geht das ins Geld. Und davon abgesehen ist es auch krass ungesund. So fünf Kilo habe ich schon wieder zugenommen. Es ist noch unklar, ob das am erhöhten Alkoholkonsum oder am leckeren Essen liegt.
Die Lösung liegt auf der Hand: Es so machen, wie früher zu Hause. Man kauft in Supermärkten ein, lagert die Lebensmittel im Kühlschrank und bereitet sie zu, wenn man Hunger hat. Das spart Geld, Kalorien und sogar Zeit. In Hotels ist das schwer, in airbnbs allerdings fast immer machbar. Ähnliches gilt für die Drinks. Wenn man sich zum Feierabend unbedingt eine Flasche Rotwein reinsaufen muss, dann kann man das genauso gut auf der Terrasse oder an einer schönen Promenade mit Blick aufs Meer mit einem 4,99 Euro Wein aus dem Supermarkt tun. Schon wurden wieder 20 Euro eingespart – und ruhiger bzw. entspannender ist das sogar auch noch. Nichts ist nerviger, als in einer Bar mit 20 Spaniern am Nebentisch zu setzen. Ihr alle kennt dieses viel zu laute spanische Gelaber.
Diese Regel gilt ebenfalls für Getränke (und Snacks) an Bahnhöfen, in Zügen oder am Flughafen. Eine kleine Flasche Wein, die man im Supermarkt für 99 Cent bekommt, kostet in einem deutschen ICE zwischen 7 und 8 Euro. Und mit einer Flasche wird man ja auch nicht glücklich, also ist man 25 Euro in zwei Stunden Zugfahrt los. Verglichen mit drei Euro aus dem Supermarkt wahrlich kein Schnäppchen. Hinzu kommt, dass dem ICE-Bordbistro gerne mal der Sprit ausgeht.
Ziel-Variationen
Mein Ziel war es in allen Planungen, bei den monatlichen Ausgaben für die Unterkünfte einen gewissen Durchschnittswert nicht zu überschreiben. Durchschnitt ist hierbei das wichtigste Wort. Doch über welchen Zeitraum gilt dieser Durchschnitt? Wie auch immer, das funktioniert nicht, wenn man ein teures Ziel nach dem Nächsten besucht. Wenn ich erst zwei Wochen nach Mykonos fliege, um danach in Barcelona und Sitges zu residieren, darf ich danach nicht nach London fliegen. Und auch das muss ich noch lernen.
Richtig wäre es, Ziele wie Mykonos, London oder Amsterdam, die allesamt mit ca. 3.000 Euro pro Monat zu buche schlagen, mit günstigen Zielen wie Berlin (ca. 1.000 bis 1.500 Euro) oder sogar Osteuropa (ca. 400 bis 800 Euro) abzuwechseln. Nur so entsteht ein Durchschnitt, den man beschreiten kann, ohne nach kurzer Zeit völlig pleite zu sein. Wenn ich in einem Jahr 36.000 Euro nur für Hotels und airbnbs ausgebe, hilft es auch nichts mehr, wenn ich im Folgejahr komplett in Osteuropa lebe. Schließlich sitze ich vorher auf Grund von Insolvenz auf der Straße. Ganz getreu dem Motto „Verdammt ich hab nix“.


