Die ersten paar Monate als digitaler Nomade sind rum. Ich fange an, erste kleine Fazite zu ziehen und Optimierungen vorzunehmen. Eine Optimierung betrifft das Gepäck. Bisher war ich immer mit einem großen heftig schweren Reisekoffer und einem Zusatz-Rucksack unterwegs. Gerade der Koffer nervt sehr, vor allem wenn man in Orten unterwegs sind, in denen die Bürgersteige und Straßen nicht so perfekt sind wie in Deutschland. Zwischen Schotter, Schlaglöchern und Stufen zieht man den Koffer nicht bequem hinter sich her, sondern trägt ihn. Kein Vergnügen bei über 20 kg.
Die Folge sind diverse Gedanken, wie der große Koffer durch eine kleinere Variante ersetzt werden kann, die man als weiteren Vorteil auch als Handgepäck transportieren könnte, was eine enorme Kostenersparnis darstellt. Um die 50 Euro pro Strecke und Gepäckstück nehmen einem die Airlines inzwischen ab. Es sparrt zudem wertvolle Zeit beim Check-In und nach dem Landen. Alles in allem bringt die Verkleinerung des Gepäcks also nur Vorteile mit sich.
Praktischerweise hat mein Freund mir angeboten, dass ich für eine Testreise seinen kleinen Koffer verwenden kann, so brauche ich nicht direkt mehrere hundert Euro in ein neues Modell investieren. Mein eigener Handgepäck-Koffer ist zwar hübsch, aber unpraktisch und rundlich, so dass er über sehr wenig Stauraum verfügt. So wie ich.
Gesagt, getan
Neuer und alter Koffer auf’s Bett. Direkt fällt auf, wie groß der Unterschied ist und ich fange an, am Ziel zu zweifeln. Doch einen Versuch ist es wert. Also beginne ich als erstes damit, die Sachen auszusortieren, die ich während der kompletten Reisezeit noch nicht getragen habe. Dazu zählen z.B. zwei sexy Adidas-Anzüge, die eigentlich sowieso nur für wegen Corona nicht stattfindenden Fetisch-Partys mitgenommen werden. Auch meine geile Nike-Jogginghose findet ihren weg in die Aussortierung. An allen Zeitpunkten, an denen ich diese eigentlich anziehen würde, ziehe ich es vor mich komplett ohne Hose mit einer Decke ins Bett zu legen. Damit endet die Jogginghose in der Unnötigkeit. Auch habe ich ganze fünf kurze Hosen und zwei lange Hosen mit mir herumgeschleppt. Die Kurzen wurden auf zwei reduziert, um weiteren Stauraum zu schaffen. Gerade die kurzen Hosen, die keine Taschen mit Reißverschluss besitzen, habe ich (abgesehen vom Sport) eh nicht angezogen, da bei jeder kleinsten Bewegung sämtliche Gegenstände aus den Taschen fallen. So brauche ich nicht mal einen Taschendieb, um mich meiner Kreditkarte zu entledigen.
Ein recht großer und schwerer Gegenstand ist meine Bluetooth-Musikbox von Bose, um die zehn Jahre alt. Bisher hing ich sehr an dem Gerät und habe sie alleine deswegen mitgeführt, weil der Klang einfach geil ist. Jetzt ist der Punkt bekommen, an dem das überdacht wird. Nun ja, nicht ganz: Ich habe das alte Modell einfach gegen das neuste Modell eingetaucht. Statt 1,5 kg wiegt das nur 300g und der Klang ist für die geringe Größe sensationell. Da ich das Gerät eh nur in kleinen Räumen (z.B. Hotelzimmern oder im Badezimmer) einsetze, ist die geringe Lautstärke auch kein Problem. Die anderen Menschen im Hotel wird es freuen.
Als kleine Änderung, welche aber keine große Auswirkung auf Gewicht und Größe hat, habe ich meinen Wäsche-Müllbeutel durch einen seriösen Wäschesack eingetauscht. Sehr viel praktischer und reißt nicht. Und auch für mein zweites paar Schuhe, welches immer mitreist, habe ich einen Schuhbeutel angeschafft. So muss ich nicht jedes mal die Schuhe putzen, bevor ich sie in den Koffer stopfe. Apropos stopfen: Wenn man die Socken in die Schuhe steckt, spart das weiteren wertvollen Platz.
Und eine letzte Sache gibt es, die zu den schwersten Dingen in meinem Gepäck gehört und die ich seit Monaten aus gutem Grund mit mir rumschleppe: Mein Notebook-Ständer. Ohne diesen kann ich nicht arbeiten, da mir beim Betrieb des Notebooks auf dem Tisch schon nach wenigen Stunden so dermaßen der Nacken schmerzt, dass ich es sein lasse. Der Ständer erhöht das Notebook um ca. 15-20cm und löst dieses Problem. Leider ist er recht groß und ebenfalls fast 2kg schwer. Lange habe ich bei Amazon nach einer praktischen Alternative gesucht, die nicht nur sehr leicht und auf kleinen Raum zusammenklappbar ist, sondern auch auf die gewünschte Höhe eingestellt werden kann. Die meisten Halterungen im kleinen Format können das leider nicht. Nun, schlussendlich habe ich den richtigen Ständer gefunden. Keine Perfektion an Stabilität, aber kann auf die Größe von vier Kugelschreibern zusammengeklappt werden und wiegt nur um die 250g.
Ergebnis der Optimierung
Es ist wirklich schwer, den Inhalt für zwei Wochen Reise in einen kleinen Handgepäck-Koffer zu bekommen. Die Kulturtasche muss in den Handgepäck-Lesben-Rucksack. Das zweite Paar Schuhe geht innerhalb Deutschlands in den Koffer, wenn die Kulturtasche allerdings in den Koffer muss, weil ich nicht die Hälfte des Inhalts wegen der Handgepäck-Regelung entsorgen will, dann darf nur ein Paar Schuhe mit auf die Reise. Und zwar genau das Paar, dass ich an meinen Füßen trage. Und ich werde bestimmt nicht anfangen, wie ein Backpacker meine Schuhe mit den Schnürsenkeln von Außen an den Rucksack zu hängen. Bitte, das geht gar nicht. Wie kommen Menschen auf solche Ideen?
Unabhängig davon merke ich aber direkt, dass das Reisen mit einem kleineren Koffer, der auf Grund der vielen aussortierten oder ersetzen Gegenstände auch um die fünf Kilogramm leichter ist, deutlich einfacher ist. Ohne Schmerzen in den Armen kann ich den Koffer mit einer Hand durch die Gegend tragen. In Deutschland ist es ja oft so, dass Rolltreppen zwar theoretisch vorhanden sind, aber praktisch entweder gar nicht oder nur in die falsche Richtung funktionieren.
Meine ersten zwei Wochen innerhalb Deutschlands mit dem optimierten Gepäck laufen und ich bin mir sicher, dass so beizubehalten. Fraglich wird es dann noch bei der ersten Reise mit dem Flugzeug. Der nächste Stop ist Mallorca, und auch hier versuche ich es mit weniger Gepäck. Das ist nicht zuletzt auch deswegen notwendig, weil ich versehentlich nur 15 kg anstatt 23 kg Gepäck gebucht habe. Ihr kennt ja mein Motto: „Weniger ist mehr„. Das steht übrigens im kompletten Gegensatz zu meinem zweiten Motto „viel hilft viel„. Die Regel ist hier aber einfach: Das zweite Motto gilt für jegliche Partys und alkoholische Getränke, für alles andere gilt das erste Motto.
Einen Fehler mit dem Gepäck habe ich allerdings bereits gemacht: Zwar habe ich für zwei Wochen Reise 14 T-Shirts dabei, allerdings nicht bedacht, dass ich nach Hamburg fahre. Schließlich sind drei meiner Shirts genau genommen Tanktops. Und das man in Hamburg ein Tanktop tragen kann ist in etwa so wahrscheinlich wie das Benötigen einer Winterjacke auf Hawaii.


