Money, Money, money, always sunny. Deutsche reden ja eigentlich nicht über Geld. Da ich mich aber nicht mit Deutschland identifiziere, kann ich getrost darauf scheißen und so lange über Geld schreiben, bis es mir schlussendlich ausgeht und mein Hoster den Blog löscht. Also los.
Es ist interessant, aber ein Teil meiner Freunde redet gar nicht über Geld und macht ein Riesen-Geheimnis aus Verdienst, Lebensunterhaltungskosten und Vermögen und ein anderer Teil hat gar kein Problem damit, das offenzulegen und sogar die Gehaltsabrechnung zu teilen. Üblich ist wohl eher die erste Variante. Interessant ist auch, dass die meisten Menschen in Deutschland der Meinung sind, sie würden im Vergleich zu anderen viel zu wenig verdienen. Nun, größtenteils ist das allerdings nicht so, lediglich die Wahrnehmung ist aufgrund der diversen Instagram-Posts, die aus Champagner, Luxus-Möbeln und Rolex bestehen, völlig verzerrt.
Das deutsche Durchschnittseinkommen (Quelle) beträgt um die 4.000 Euro monatlich – brutto wohlgemerkt. Netto sind das knapp 2.100 Euro pro Monat, nicht mehr und nicht weniger. Nicht alle deiner Freunde verdienen folglich einen sechsstelligen Betrag pro Jahr, auch wenn sie vor ihren Facebook-Freunden so tun, als wären sie schon jahrelang Millionär und arbeiten dafür nicht mal sehr viel. Gerade Schwule Männer arbeiten mehr an der perfekten Außendarstellung und ihrer eigenen Optik, als an ihrer beruflichen Weiterentwicklung. Geil, ein Kellner mit Waschbrettbauch und ein Frisör mit Rolex.
Ich verkaufe mein Leben
Als ich damit begann, meine Wohnung aufzulösen, hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung, was ich mit dem Verkauf meines Inventars erzielen will. Ich erstellte eine Excel-Tabelle mit allem, was Geld bringen könnte und schrieb meine Wunschpreise an die Artikel. Im meinem Kopf hatte ich eine Zahl von 10.000 Euro, die ich in Summe nach Abzug aller Kosten erzielen wollte. Interessanterweise war das sehr gut geschätzt. Nachdem die Wohnung leer war, hatte ich nach Abzug von Verkaufs- und Versandkosten genau 11.738 € erzielt. Davon habe ich 1.707 € in die Instandsetzung der Wohnung vor dem Auszug investiert (285 Euro für die Reparatur einer Tür, 812 Euro für den Maler und 610 Euro für die Reinigungsfirma). Summa summarum blieben genau 10.031 €. Das reicht für viel Champagner und teueren Whisky. Der Umstieg von Moet auf Dom Perignon ist in greifbare Nähe gerückt.
Krasse Reduzierung der Fixkosten
Die Frage, wie viel Geld man wohl in Zukunft benötigt, hat mich natürlich sehr beschäftigt. Und leider gibt es dafür auch keine Antwort, da es von sehr vielen Faktoren abhängt. Ich habe es mir daher einfach gemacht und einfach festgelegt, wie hoch das monatliche Budget für bestimmte Ausgaben-Kategorien sein darf. Und wenn das Budget aus ist, folgen statt dem Fünf-Sterne-Hotel ein paar Nächte unter einer Brücke. Idealerweise dann aber bitte im (nicht deutschen) Sommer.
Mit allen Nebenkosten habe ich in meiner Wohnung in Hanover um die 1200 Euro monatlich gezahlt, bestehend aus Kaltmiete, Nebenkosten, Strom, Internet, Hausrat-Versicherung und GEZ-Gebühren. Das ist also der Betrag, den ich problemlos auch monatlich für eine Unterkunft ausgeben kann. Da die Preise von Stadt zu Stadt und Land zu Land extrem variieren, habe ich mir ein Budget von 1.000 Euro bis 2.000 Euro monatlich gesetzt. Alles dazwischen ist okay. In einigen osteuropäischen Großständen gibt’s hübsche airbnbs für 500 Euro pro Monat, in London sind es dafür auch mal 2.500 Euro. Im Prinzip ist es egal, so lange der Durchschnitt über ein paar Monate passt. Ein bisschen problematisch ist der Cashflow, da airbnbs größtenteils per Vorkasse gezahlt werden müssen. Buche ich also für ein paar Monate im Voraus, sind schnell ein paar Flaschen Champagner weniger möglich.
Als ich meine Tabelle mit den monatlichen Fixkosten aktualisiert habe, war ich sehr überrascht darüber, dass die obigen 1.200 Euro für die Wohnung den mit Abstand größten Teil dieser Fixkosten ausmachen. Jetzt, so ganz ohne Wohnung, betragen meine Fixkosten nur knapp über 100 Euro. Ein Sparvertrag für mein Patenkind, meine Haftpflicht-Versicherung und die Mitgliedschaft im UrbanSportsClub. Wem das komisch vorkommt: Etliche Versicherungen und Altersvorsorge-Verträge habe ich schon vor längerer Zeit so optimiert, dass ich die volle Flexibilität habe. Gerade als digitaler Nomade ist es von höchster Wichtigkeit, die monatlichen Kosten vom einen auf den anderen Tag drastisch reduzieren zu können, sollte das mal notwendig werden. Hat man Sparverträge oder Versicherungen in Höhe von mehreren hundert Euro monatlich, erschwert das die Spontanität deutlich.
Und ja, natürlich habe ich eine Krankenversicherung und eine Altersvorsorge. Die private Krankenversicherung zahlt meine GmbH, auch die Altersvorsorge geschieht über Fond-Sparen in der GmbH. Privat lege ich einfach immer so viel Geld zur Seite, wie gerade übrig bleibt. Hierbei investiere ich alles, was meine Notreserve von 25.000 Euro (Tages-, Flex- oder Festgeld) übersteigt in Robo Advisor oder eine eigene Auswahl von ETFs. Über das Altersvorsorge-Thema für Selbstständige werde ich aber nochmal sehr detailliert und kritisch in einem separaten Beitrag eingehen.
Wie viel Gehalt braucht man als digitaler Nomade?
Als GmbH Gesesellschafter-Geschäftsführer habe ich den wirklich sehr großen Vorteil, dass ich nicht sozialversicherungspflichtig bin. Das heißt, dass ich lediglich die Einkommenssteuer zahlen muss und somit verhältnismäßig viel netto vom brutto habe. Von meinem exakt 5.000 Euro Brutto-Gehalt bleiben mir knapp 3.500 Euro netto, was für die obigen Fixkosten mehr als genug ist. Ich sehe auch gar nicht ein, dass Gehalt auf ein Niveau zu erhöhen, auf dem ich die DDR-Steuer (also den Solidaritätszuschlag) zahlen müsste. Bei knapp über 5.000 Euro monatlich geht das los, alles darunter bleibt davon verschont.
Mit einer sogenannten 1-Mann-GmbH, das heißt ohne Angestellte, ist der Hauptkostenanteil der Firma natürlich mein Gehalt. Auch die Firma zahlt keine zusätzlichen Sozialversicherungsbeiträge für mich, d.h. mein Brutto-Gehalt sind exakt die Kosten für die Firma. Zusammen mit den sonstigen Kosten (u.a. private Krankenversicherung 320 €, Steuerberater 250 €, Kleinkram, Champagner, Projekt-Fixkosten, etc.) betragen die Kosten der Firma um die 6.000 Euro monatlich. Mit ein bisschen Rücklagen und Puffer kommt die Firma mit 120 bis 150k Jahresumsatz also ganz gut aus und ich kann auch längere Zeiten überbrücken, wenn mir mal mehr nach Urlaub als nach Arbeiten ist.
Das mit den niedrigen Fixkosten ist auch bei der Firma ein wichtiger Faktor. Den Großteil (mein Gehalt) kann ich theoretisch von heute auf morgen ändern. Da meine privaten Fixkosten deutlich weniger als mein Netto-Gehalt betragen und auch hier ein recht großer Puffer eingeplant ist, verursacht das auch keine Probleme oder Geldsorgen. Natürlich ist es immer geil, wenn man mehr Umsatz macht und mehr Geld verdient, allerdings heißt das nicht, dass man direkt den Lebensstandard erhöhen muss. Je größer der Puffer ist, desto mehr Freizeit und Sicherheit ist verfügbar. Noch vor ein paar Jahren habe ich meine Wohnung, mein Inventar und meine Versicherungen als Sicherheit angesehen, heute wird die Sicherheit ausschließlich in Form von Kontostand erzeugt. Schließlich kann man den Kontostand gegen alles eintauschen, was man will: Wohnung, Auto, Hotel, Vodka oder Klebeband.
Übrigens: Nachdem ich die GEZ für meine Privat-Wohnung gekündigt hatte, weil ich mich offiziell zu meinem Vater umgemeldet habe und dieser bereits GEZ bezahlt, hat die liebe GEZ dafür meiner GmbH eine Zahlungsaufforderung geschickt. Leider mit Recht, auch eine Firma ist wohl ein Haushalt. Tja, diesem Kack-Verein entkommt man wohl nie.


