Inzwischen finde ich keine Youtube-Videos oder Podcasts zum Thema Minimalismus mehr, die nicht die zehnte Wiederholung der immer gleichen Dinge enthalten. Egal ob es um das physikalische Ausmisten, das Ausmisten von digitalen Inhalten oder sogar das Ausmisten von Beziehungen geht: Das alles habe ich getan, mein Wissen ist hier inzwischen recht umfangreich. Schon bald kann ich selbst ein Buch über Minimalismus schreiben, welches den schönen Titel „Der Traum vom Nichts“ tragen wird. Oder zumindest kann ich Freunden und Bekannten Tipps geben, wenn es um dieses eine Thema geht. Doof nur, dass meine Freunde und Bekannte nichts davon hören wollen, weil sie vollends davon genervt sind. Schließlich habe ich neben meinem Haushalt auch mein komplettes Leben minimalisiert und auf den Kopf gestellt. Und abgesehen davon hören Leute sowieso grundsätzlich niemals auf meine Tipps.

Die Menschen in meinem Umfeld sind wahrlich keine guten Beispiele, wenn es um Minimalismus und das Entsorgen von (meiner Meinung nach nutzlosen) Gegenständen geht. Es wird gekauft, gehortet und gesammelt, was das Zeug hält. Die einzige Kategorie, bei der ich das Sammeln und Aufbauen eines Vorrats befürworte und sogar explizit empfehle, ist in Sachen Hausbar und Alkohol. Denn nichts ist schlimmer, als wenn zum Frühstück der Gin ausgeht.

Negativ Beispiele: Wir brauchen mehr Tüten

Es ist eigentlich eine gute Idee, wenn man Einkaufstaschen wieder verwenden will. Als es noch überall Plastiktüten gab, war die Welt noch in Ordnung. Inzwischen entscheidet man sich zwischen der Papiertüte, die in den meisten Fällen schon auf dem Weg ins Parkhaus reist und der stabileren Weiterentwicklung der Plastiktüte für 1 €, die offiziell zur Mehrfach-Nutzung zugelassen ist. Doof ist nur, dass man niemals dran denkt, diese Tüte auch wieder einzupacken, wenn man in Richtung Supermarkt fährt. So kommt es, dass man zu Hause eine ganze Kiste mit 50 von diesen dämlichen Tüten gehortet hat. Und wegschmeißen darf man die ja auch nicht, schließlich könnte man sie theoretisch nochmal verwenden.

Der neue Kinofilm im 3d-Format sorgt dafür, dass man Ende zwei weitere 3d-Brillen zu Hause rumliegen hat. Auch hier auf Basis der positiven Grundidee, dass man diese beim nächsten Kino-Besuch wieder mitnimmt, um einen Euro zu sparen. Ihr wisst, wie die Realität aussieht. Als ich den Garderoben-Schrank meines Freundes ausgemistet habe, sind ganze zwölf 3d-Brillen zum Vorschein gekommen.

Ich liebe meinen Freund ja wirklich sehr, jedoch kam beim Umzug in die neue Wohnung jeder erdenkliche Scheiß zum Vorschein. Er besitzt wohl mehr Blumentöpfe als jeder Blumenladen der Stadt. Natürlich könnte man da irgendwann mal wieder etwas einpflanzen, man könnte aber auch zu Fuß von München nach Berlin latschen. Neben seinem Faible für Blumentöpfe hängt er sehr an Erinnerungsstücken von (toten und noch lebenden) Verwandten und Freunden. Das hässliche und völlig verrostete Besteck von 1960, die Bowle-Schüssel, die drwölfzig Blumenvasen oder sogar Gegenstände, von denen er selbst nicht weiß, um was es sich dabei handelt. Aber es ist schließlich ein Erbstück. Auf meinen Vorschlag, dass lediglich ein Gegenstand pro Beerdigung erlaubt ist, hat er sich nicht eingelassen. Dafür wurde allerdings der Vorschlag, einige der Erbstücke doch einfach an andere noch lebende Verwandte weiter zu geben, akzeptiert. So sind diese Gegenstände zumindest erstmal aus dem Leben, auch wenn sie unweigerlich Jahre später zurückkommen.

Jetzt kommt eine Sache, die besonders bei Frauen und Schwule beliebt ist: Man deckt sich bei Ikea mit so dermaßen vielen Sortier-Boxen ein, dass man am Ende alleine für Schnürsenkel acht Verschiedene hat, um diese nach Farbe und Länge zu sortieren. Im Badezimmerschrank werden die Sortierboxen vorbildlich beschriftet. So ein Etikettiergerät ist schon was geiles. Ein Epiliergerät übrigens auch. Und vergessen wir nicht das Laminiergerät. Sowas braucht jeder Haushalt zwingend in seinem Repertoire. Profil-Tipp: Wenn man nicht alle Sortierboxen verwenden kann, weil man nicht genug nutzloses Zeug hat, kann man diese Boxen in größeren Boxen lagern. So hat man quasi eine Sortierbox-Box, die man erneut in eine Box legt, die sogenannte Sortierbox-Box-Box. Vergesst bitte aber niemals die perfekte Beschriftung. Wie sollte man bei der transparenten Box sonst erkennen, dass sich Teelichte in ihr befinden?

Britney Spears und toxische Personen

Den Ohrwurm bekomme ich in den nächsten Stunden nicht mehr aus dem Kopf: With the taste of your lips I’m on a ride. You’re toxic I’m slippin‘ under. Vor ein paar Jahren haben wir mal eine Party veranstaltet, die den schönen Namen TOXIC trug. Das Lustige daran war, dass ein Gast auf der Opening-Party der Meinung war, Pfefferspray auf der Tanzfläche zu versprühen zu müssen, was die Evakuierung der Veranstaltung zur Folge hatte. Der Name TOXIC war Programm.

Worauf ich in diesem Absatz aber eigentlich hinauswollte (und bevor ich erneut abschweife): Es geht um toxische Personen. Für mich persönlich hat das Aussortieren dieser Personen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis einen enorm großen Nutzen gehabt. Wer nicht weiß, was eine toxische Person ist, sollte Google bemühen. Kurz zusammengefasst sind das Personen, die keinen (positiven) Nutzen für das eigene Leben haben. Bricht man den Kontakt zu diesen Kackstelzen und Vollspacken ab, spart man sich nicht nur Zeit, sondern regt sich auch weniger über ihren geistigen Dünnschiss auf. Die so gewonnene Zeit nutzt man dann entweder für Daydrinking oder für Quality-Time mit den Menschen, die man wirklich mag und die einem wichtig sind. Noch besser: Daydrinking und Quality-Time mit Freunden kombinieren.

Einfach mal anfangen

In diesem Blog möchte ich jetzt nicht damit nerven, Tipps für das Ausmisten der Wohnung zu geben, da gibt es mehr als genug Inhalte zu. Allerdings möchte ich die Gelegenheit nutzen, die beiden Dinge zu erwähnen, die bei mir (gerade zu Beginn) den mit Abstand größten Nutzen gebracht haben. Alleine mit diesen beiden Punkten habe ich etliche Umzugskartons voller Kram entsorgen können.

Bücher, DVDs und CDs: Es tut mir leid, dass so direkt zu sagen, aber niemand braucht dieses antiquierte Zeug. Es gibt Kindle, es gibt Spotify, es gibt Netflix. Wieso um Himmels Willen braucht man also Videokassetten und Bücher? Verbrennt den Kram einfach. Das ist wahrscheinlich verboten, macht aber sehr viel mehr Spaß als das Verschenken. Es ist eigentlich auch egal, Hauptsache das Ergebnis stimmt: Ein Haushalt ohne Bücher, ein Haushalt ohne DVDs und Blurays und ein Haushalt ohne Musik auf CDs (oder halt Kassetten, falls ihr wirklich wirklich alt seid).

Papierkram: Wenn man mal von der Heirats- und Geburtsurkunde absieht, gibt es für mich keinen Grund zur Hortung von Papierkram. Sämtliche (und ich wiederhole in Großbuchstaben: SÄMTLICHE!) Unterlagen können digitalisiert und als durchsuchbare PDF-Dateien in der Cloud abgelegt werden. Gleiches gilt für Fotos: Ein Album mit gedruckten Fotos ist in etwa so sinnvoll die Andrea Nahles. Man braucht das schlicht und einfach nicht. Und das Allerbeste an der Digitalisierung und der Cloud ist, dass ihr allen Papierkram und alle Fotos in Zukunft jederzeit dabei habt. Geil, oder?