Wenn es um die Planung von Projekten geht, geht die Bandbreite sehr weit auseinander. Angefangen von Leuten, die das Wort Planung noch nie gehört haben und einfach starten bis hin zu Leuten, die vor lauter Planung niemals in die Umsetzungsphase gelangen. Vorab sei gesagt: Beides ist kacke. Und es ist in der Tat nicht einfach, genau die richtige Menge an Planungen zu tätigen. Eigentlich ist es sogar unmöglich. Ein bisschen zu viel Planung schadet hier allerdings nicht so viel wie ein bisschen zu wenig, daher im Zweifel lieber zu viel als zu wenig. Das ganze gilt übrigens nicht nur für Software-Projekte, sondern für alle möglichen Arten von Projekten, also auch den Bau einer Blechhütte in Immensen-Arpke oder einen geplanten Umzug.
Gerade in der Softwareentwicklung ist allerdings das sogenannte Over-Engineering sehr verbreitet. Im Prinzip bedeutet dass nicht nur, dass man in der Planungsphase jeden noch so absurden Fall berücksichtigt, sondern auch, dass man ihn während der Entwicklungsphase mit umsetzt. Das führt dazu, dass man am Ende drei mal mehr Quellcode und einen dreifach höheren Zeitbedarf hat. Und das für Fälle, die zum Großteil niemals eintreten werden oder für Schnittstellen zu Erweiterungen, die es nicht mal dann im die Umsetzung schaffen werden, wenn die Welt gefriert. Wenn der Kunde das für gut befindet und auch bezahlt, ist das kein Problem. Bei einigen Projekten sollte man allerdings darauf achten, das bestmögliche Ergebnis in der minimalen Zeit zu erreichen. Und das tut man bestimmt nicht, in dem man 12 Wochen lang Pläne und Listen schreibt.
Doch wie findet man nun die goldene Mitte, also die richtige Planungstiefe? Nun, eigentlich gar nicht. Jedoch sollte man folgendes Berücksichtigen: Je umfangreicher und vor allem Wichtiger ein Projekt ist, desto höher sollte die Planungstiefe sein. Baut man ein Haus oder setzt ein Software-Projekt über sechs Monate um? Oder geht es lediglich um das Streichen einer Wand oder eine kleine Funktionserweiterung in einer Bestands-Software?
Ehrlich gesagt habe auch ich den exakt richtigen Umfang der Planung noch nie hinbekommen. Am Anfang von Software-Projekten zeichne ich gerne ein sogenanntes ORM-Diagramm. Dieses stellt die Datenbank-Tabellen und deren Beziehungen zueinander da. Und ausnahmslos immer sieht das Endergebnis anders aus als die anfängliche Planung. Das ist aber nicht schlimm, da man sich bei jeder Änderung an der bestehenden Planung orientieren kann und zudem jede nachträgliche Änderung direkt in die Planungsdokumente einfließt.
Keine Todos vs. 1.000 Todos
Auch beim Führen von Todo-Listen verhält es ähnlich: Entweder man schreibt sich gar nichts auf oder man notiert jeden noch so kleinen unwichtigen Scheiß. Als einfaches Beispiel für eine vorbildliche Todo-Liste gilt ein Einkaufszettel. Hier reicht Tomaten aus. Es ist weder notwendig, die Anzahl, noch die Farbe der Tomaten zu erwähnen. Dinge die Brokkoli sollte man hingegen völlig von der Einkaufsliste streichen. Einfach deshalb, weil das Zeug bis zum Anschlag widerlich ist. Das altbekannte Motto „besser widerlich als wieder nicht“ gilt zwar für Sex, aber keinesfalls für Obst und Gemüse.
Eine der wichtigsten Regeln beim Führen von Todo-Listen ist die 2-Minuten-Regel. Diese besagt, dass man alle Dinge, die nicht länger als zwei Minuten dauern, sofort erledigen soll, anstatt sie auf einer niemals endenden Liste zu notieren. Wird die Liste zu lang, kommt man sowieso nie dazu, sie komplett erledigt zu haben. Und gerade die komplette Erledigung aller Aufgaben in einer Liste ist einer der wichtigsten Treiber, wenn es um die tägliche Motivation geht. Niemand mag Aufgabenlisten mit hunderten von unerledigten Einträgen.
Ideen und Gedanken entwickeln sich, Lösungen kommen von selbst
Ich hatte es irgendwann schonmal erwähnt: Die besten Ideen und Lösungen kommen mir morgens unter der Dusche. Daher grüble ich heute bei Problemen nicht mehr endlos nach, sondern notiere sie einfach auf einer Todo- bzw. wohl eher einer To-Solve-Liste. Ich weiß dann ganz genau, dass mir die Lösung früher oder später automatisch einfällt. Und selbst wenn die Lösung so aussieht, dass man eine Sache streicht oder ein Projekt nicht umsetzt, dann ist auch das eine Lösung. Todo-Eintrag und vor allem der Knoten im Kopf können aufgelöst werden.
Für die Dinge, die mir tagtäglich spontan einfallen, egal ob unter der Dusche oder betrunken in einer Ecke, habe ich eine eigene Liste, die sich schlicht „Ideen“ nennt. Zugegeben, 90% der Einträge auf dieser Liste werden nach einigen Interationen wieder gelöscht, jedoch machen die verbleibenden 10% einen großen Unterschied. Es wäre wohl auch unsinnig, alle Ideen und Gedanken einfach umzusetzen. Und trotzdem behaupte ich mal, dass ich prozentual sehr viel mehr Ideen umsetze als die meisten anderen Menschen. Der Großteil meiner Ideen für berufliche Projekte scheitert schlicht daran, dass ich mir selbst die Monetarisierung (also das Generieren von Umsatz) nicht so gut verkaufen kann, dass es sich lohnt, entsprechende Ressourcen an Zeit und Geld in das Projekt zu investieren. Ich habe soooo viele geile Ideen, die mitunter auch sehr lustig sind, mit denen es aber schwer wird, auch nur einen lausigen Cent zu verdienen. Und in Geldvernichtung habe ich leider viel mehr Erfahrung als in der Umsatz-Generierung.


