Ich habe es geschafft: Die ersten fast vier Wochen liegen hinter mir und ich befinde mich auf dem Rückweg von Dresden nach Hannover. Immerhin um die vier Stunden Zugfahrt. Aber da ich heute keinen Kater habe, ist die Fahrt angenehm. Die Sonne scheint und ich freue mich auf die Rückkehr ins verregnete Hannover.
Wirklich sehr froh bin ich über die Tatsache, dass mir das Reisen gefällt und die Testphase nicht zu dem Ergebnis geführt hat, dass ich meinen Plan ändere und abbreche. Wäre auch doof gewesen, schließlich habe ich meine Wohnung bereits gekündigt. Diese Angst ging mir gerade die letzten Tage öfter durch den Kopf, obwohl ich eigentlich schon sicher wusste, wofür ich mich entschieden habe. Die besten Pläne kennen kein zurück.
Gehört der Finger in den Po oder in den Arsch?
Finger im Po, Mexiko. Nein, das ist falsch. Richtig heißt es: Steckst den Finger in den Arsch und Dresden – so zumindest ein Sprichwort. Ich weiß nicht, ob man das in Dresden selbst auch so sagt. Alles in allem hat mir aber auch diese Stadt recht gut gefallen und auch hier habe ich die täglichen zehntausend Schritte überstanden, ohne umzukippen.
Dresden hat mir nicht ganz so gut gefallen die Leipzig, aber durchaus besser als vermutet. Modisch steht Dresden gefühlt zehn Jahre hinter Leipzig oder hinter jedem Trend. Und wieso laufen Menschen bitte barfuß durch die Stadt? Das habe ich vorher nie beobachtet, in Dresden hingegen täglich mehrfach. Sehr viel grün auch in dieser Stadt, allerdings bin ich kein Fan von diesem Barrock-Style aus dem Mittelalter. So ein allgemein als schön betrachtetes Gebäude wie die Semperoper oder das Schloss sind für mich eher überdekorierte Bauruinen. Ein geiler Palast aus Beton, Stahl und Glas wäre hier nicht nur praktischer, sondern auch schöner. Mein Minimalismus hat sich inzwischen offensichtlich auf das Thema Architektur ausgebreitet, Betonoptik gehört zu meinen Favorites.
Als nächstes Ziel stehen Pfingsten in Hannover und der Geburtstag meinen besten Freundes an. Endlich wieder Restaurant-Besuche. Schon eine Woche später, nämlich zu Himmelfahrt, habe ich dann selbst Geburtstag und werde ein weiteres Mal das ideale Alter von 28 Jahren erreichen. Es wird wohl für längere Zeit mein letzter Geburtstag mit Wohnung in Hannover, auch wenn er nicht in Hannover, sondern in Frankfurt oder Köln gefeiert wird.
Phase der Auflösung
Bis zur Wohnungsübergabe am 15. Juni habe ich noch ziemlich genau 3,5 Wochen Zeit. Und diese Wochen werden es in sich haben, da ich neben den acht Stunden täglicher Arbeitszeit noch Renovierungen, Putzungen (gibt des das Wort?) und Möbel-Entledigungs-Arbeiten (das Wort gibt es auch nicht) durchführen muss. Zumindest theoretisch habe ich dafür einen sehr genauen Zeitplan im Kopf. Es wäre gut, wenn das auch so klappt, wie ich es mir vorstelle. Jede Verzögerung wäre in dieser finalen Phase doof.
Da mein Nachmieter die meisten Möbel übernimmt, halten sich die Gegenstände der Entledigung auch sehr in Grenzen. Von den großen Sachen sind es primär mein Bett, welches ich sehr 15 Jahren besitze und eigentlich sehr gerne mag, und die Waschmaschine. Ein letztes Mal eBay-Kleinanzeigen. Ich mache drei Kreuze, wenn ich diese App schlußendlich von meinem Handy löschen kann und keine „was letzte Preis„-Nachrichten mehr empfangen muss.
Es iteriert schon wieder
Manchmal frage ich mich, wie lange ich es noch schaffe, immer wieder neue Dinge zu finden, von denen ich mich trennen will oder kann. Vielleicht hat das nie ein Ende. Oder zumindest erst dann, wenn sich überhaupt kein Gegenstand mehr in meinem Besitz befindet und ich vollkommen nackt bin. Naja, so krass wird es wohl nicht, aber ich nähere mich langsam aber sicher den 100 Gegenständen, auch wenn das nie ein Ziel war.
So habe ich mich entschieden, mich von meinen Sony Overear-Kopfhörern zu trennen. Die AirPods reichen vollkommen und sind um ein Vielfaches kleiner. Auch die Bose Bluetooth-Box verlässt mein Gepäck, schließlich ist sie nicht nur recht groß, sondern auch über 2 Kilo schwer. Notizbuch und Montblanc-Kugelschreiber stehen ebenfalls auf der Liste der Dinge, die ich für überflüssig befunden habe. Interessant: Erst vor ein paar Wochen habe ich einen Artikel über mein mobiles Büro geschrieben und schon ist es nicht mehr aktuell, da es sich erneut verkleinert.
Reisepläne ab Juni
Die Pläne sind nicht mehr ganz so grob, wie noch vor zwei Wochen und haben einen „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit„-Status erreicht. Es fehlen noch ein paar airbnb-Buchungen und ein Zwischenflug, aber ansonsten ist alles festgemacht. So geht es es nach dem Auszug aus Hannover für zwei Wochen nach Frankfurt, um meinen Freund bei der Finalisierung seiner neuen Wohnung zu unterstützen. Oder wohl vielmehr, um ihn mit Hilfe von billigem Prosecco (mehr ist nach Wohnungskauf nicht mehr möglich) und Whisky vor dem sicheren Nervenzusammenbruch zu bewahren.
Es folgt der Sommer in Berlin, der den kompletten Juli andauert. Gerade gestern wurden die Corona-Lockerungspläne aktualisiert und es kann einfach nur geil werden. In der Sommersonne in einem Park inmitten von Berlin, natürlich mit einer Flasche prickelndem Nasses im Mund und Erdbeeren im Bauchnabel. Von Berlin geht es über einen erneuten Frankfurt-Umweg weiter nach Amsterdam. Und zwar zum CSD Amsterdam 2021. Mal gucken, wie viel Party in diesem Jahr möglich ist, aber zumindest sind wir mit allen notwendigen Tickets und Hotels ausgerüstet. Völlig bekifft werde ich dann noch zehn Tage in München verbringen, bevor wir Mitte August zur großen Sommer-Rundreise über Mykonos, Barcelona und Sitges aufbrechen. Dazu aber zu gegebener Zeit mehr.


