Fast 15 Monate ist es nun her, dass ich mit meinem Partner das letzte Mal eine Party veranstalten durfte. Kurioserweise fand diese an einem 29. Februar statt. Einem Tag, den es nur alle vier Jahre gibt. Hätten wir gewusst, dass anschließend wirklich für die nächsten vier Jahre Schluss ist, hätten wir das wohl erstens für die Werbung genutzt und zweitens die Eintrittspreise verzehnfacht. Glaubt mir, ich würde heute wirklich sehr viel Geld dafür zahlen, endlich mal wieder eine geile Party erleben zu dürfen.

15 Monate seit der letzten Party und um die die 15 Jahre seit meinen Anfängen als Party-Veranstalter. Gerade 18 Jahre alt und nach Hannover gezogen rutschte ich durch meinen damaligen Freundeskreis irgendwie rein. In einer vereinsähnlichen Struktur richteten wir kleine Partys unter dem Namen fever in einem Jugendzentrum in Hannover aus. Da kamen wohl nie mehr als 250 Leute, trotzdem hatte ich Gefallen an der Sache gefunden.

Zu dieser Zeit waren wir Stammgäste im FUNPARK Hannover und verbrachten fast jedes Wochenende dort. Die Lichtanlage, die Musik, die Leute, einfach mega. Der große Traum war es, dort eine Party veranstalten zu dürfen. Ziemlich genau zehn Jahre später erfüllte sich dieser Traum. Aber eins nach dem anderen.

Warum? Schwul!

Ein paar Jahre nach der fever-Geschichte (inzwischen gab es in Hannover eine Discothek mit dem gleichen Namen) schuf ich mit einem (heterosexuellen) Freund die Partyreihe WHY?GAY!. Der Name ist wirklich bescheuert. Bis heute weiß ich nicht genau, wie er entstanden ist. Womöglich war es aber einfach der Mangel an kreativen Ideen. Schon die erste Ausgabe der Party, damals im Kulturzentrum Faust in Hannover, schlug ein wie eine Bombe. Das war wirklich geil. Die erfolgreichsten Ausgaben fanden am CeBIT-Samstag statt. Und zwar genau so lange, bis die Messe um einen Tag gekürzt wurde. Um die vier Jahre bestand die Partyreihe in unterschiedlichen Locations, bevor wir sie 2009 gemeinsam mit der Schließung des famous club an einen Mitbewerber veräußerten.

In den Jahren davor gab es noch viele Experimente, Versuche und Projekte – mit verschiedenen Namen und in unterschiedlichen Locations, ob groß oder klein. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Lange gehalten hat sich aber keine Partyreihe. Ich schwelge trotzdem immer wieder in Erinnerungen, wenn ich mir Flyer oder Fotos von damals ansehe.

VOLUME vs. cream

Der Name unserer letzten und größten Veranstaltung VOLUME ist nie so geplant gewesen. Ursprünglich sollte die Party cream heißen. Es waren bereits alle Werbematerialien der ersten Ausgabe gedruckt, da kam ein Brief von einer Anwaltskanzlei. Der Name war geschützt und neben ein paar Euro Strafe wurde uns die Nutzung verboten. So saßen wir 2010 mit Freunden auf dem Maschseefest Hannover und führten ein Brainstorming durch. Am Ende stand der neue Name: VOLUME.

Ob es am Namen oder am Konzept lag ist nicht bekannt, aber Fakt ist: Das Ding wurde der Hammer. Auf vier Tanzflächen und 1.600 qm Fläche ging buchstäblich die Post ab. Der Erfolg überraschte uns so sehr, dass wir auch Tage später noch völlig aus dem Häuschen waren. Hier gibt’s übrigens das Video der Eröffnungs-Party (sorry, das Ende fehlt).

Im März 2012 sollte sich der Traum von der Party im FUNPARK dann endlich erfüllen. Die erste VOLUME XXL stand auf dem Plan. Und auch hier wurden wir überrannt, sogar noch mehr als auf der Opening Party am Raschplatz. Trotz nochmals doppelter Fläche brach die Garderobe völlig zusammen. Das ist übrigens auf fast jeder ersten Party in neuer Location passiert, zuletzt vor 15 Monaten im Indiego Glocksee Hannover. Das Video zur März-Party aus 2012 seht ihr unter diesem Beitrag. Die Tonspur wurde ersetzt – ursprünglich war das Video mit Girls gone wild von Madonna unterlegt, das fand irgendein Anwalt aber unpassend.

Bis zum Start der Corona-Krise ging es im FUNPARK munter weiter. Mit Live-Auftritten von Cascada, R.I.O. feat U-Jean, Loona oder Kerstin Ott haben wir neue Maßstäbe in Hannovers Szene gesetzt. Die letzte Party sollte am 14. März 2020 stattfinden. Zwei Tage vorher sagten wir den Termin ab, am folgenden Montag startete der bundesweite Lockdown.

Ein toxisches Erlebnis

Als kleinen Ableger der größeren VOLUME-Party erschufen wir 2011 eine weitere Partyreihe namens TOXIC!, die im Acanto in der Dragonerstraße ihren Anfang fand. Lustig, aber der Name stellte sich als überraschend passend heraus, als ein Gast gegen 4:30 Uhr Pfefferspray auf der Tanzfläche versprühte und wir die Party in der Folge komplett evakuieren mussten. Der Name wurde zum Programm. Das hätten wir uns kaum besser ausdenken können. Nach der (ersten) Insolvenz des Acanto Club zog die Party in die Nordkurve um, wo sie (mit wenigen Ausnahmen) auch bis zur letzten Ausgabe blieb.

Unsere Event-Agentur existiert nur deswegen noch, weil wir einen großen Teil unseres Umsatzes aus Werbe-Einnahmen durch Online-Portale generieren. Allerdings hat auch dieser stark nachgelassen, schließlich haben alle unsere Portale einen direkten oder indirekten Bezug zur Party-Szene. Ich bin gespannt, wo wir in einem Jahr stehen werden.