Das Bildungssystem in Deutschland ist wirklich ein Graus. Obwohl es über 20 Jahre her ist, kann ich noch heute alle vier Mägen einer Kuh aufzählen: Pansen, Netzmagen, Blättermagen und Labmagen. Dieses Wissen habe ich nie gebraucht. Auch kann ich bis heute völlig aus dem Kopf die Abbildung einer Vagina beschriften. Das ist ekelhaft. Glücklicherweise musste ich mir das nie im realen Leben angucken.

Mit sinnbefreiten Schulfächern wie Sachkunde oder Werte & Normen wird die Zeit der Schüler verschwendet, als würden sie ewig leben. Doch auch in hilfreichen Fächern die Mathematik wird mehr Zeit für Kurvendiskussionen verwendet, als darauf zu achten, dass Schüler die Umsatzsteuer korrekt berechnen können und wissen was der Unterschied zwischen brutto und netto ist. Fail, einfach nur fail.

Das Versagen ist vorprogrammiert

Am Ende ist es nicht verwunderlich, dass Peter Zwegat einen Burnout bekommt. Schließlich wird der Umgang mit Geld nicht in der Schule gelehrt. Das ist mehr als traurig, aber es ist wie es ist. Es ist aber nicht mein Haupt-Anliegen, auf diesen Umstand hinzuweisen. In den letzten paar Jahren habe ich mich viel mit finanziellen Themen wie Börse, Immobilien und Versicherungen beschäftigt und dabei etliche Bücher verschlungen. Dieser einfache Stock an Grundwissen hat mir einfach gefehlt, und das obwohl ich schon seit über zehn Jahren als GmbH-Geschäftsführer tätig bin. Ich rede hier auch nicht vom Wissen über Finanzbuchhaltung und Bilanz, sondern von Grundlagen wie:

  • Wie berechnet sich eine Immobilien-Finanzierung?
  • Welche Anlageformen gibt?
  • Wie viele Steuern zahlt man auf Gewinne mit Aktien?
  • Was hat Erich Honecker mit dem Solidaritätszuschlag zu tun und wer ist das überhaupt?
  • Wie berechnet sich die Einkommenssteuer?
  • Wie viele Gebühren hat ein ETF?
  • Wie funktioniert der Bitcoin?
  • und so weiter…

Zugegeben, das mit dem Bitcoin ist fies. Ich erwarte nicht, dass der Lehrplan immer aktuell ist, jedoch zumindest, dass er grob mit der Realität übereinstimmt. Aber Hauptsache, die Schüler lernen auch nur jedes kleinste unwichtige Detail über den zweiten Weltkrieg und können in der Prüfung die unterschiedlichen Farben der Führer-Unterwäsche auflisten.

Verschulden leicht gemacht

Heutzutage bekommt man an jeder Ecke einen Konsumkredit hinterher geschmissen, egal ob man nur ein kleines Einkommen hat. So lange man ihn zumindest theoretisch abbezahlen kann und die Schufa nicht völlig im Keller ist, werfen die Kreditvermittler und Banken geradezu mit dem Geld um sich. Von geringen Zinsen oder 0%-Prozent-Finanzierungen lassen sich zudem viele Menschen verlocken.

Eines meiner Ex-Dates hatte regelmäßig die neusten Handymodelle und ich habe mich gefragt, wie er das mit seinem doch sehr minimalen Einkommen bezahlen kann. Die Antwort war einfach: Jedes Handy wurde über einen Konsumkredit mit zwei- bis vierjähriger Laufzeit finanziert. Davon hat er so alle 6 bis 12 Monate einen Neuen gemacht – mit Raten um die 20 bis 50 Euro monatlich. Es sollte offensichtlich sein, dass sich die Kosten für die Raten schnell auf mehrere hundert Euro pro Monat summierten und am Monatsende das Geld für den Kinobesuch fehlte.

Folgende Regel gilt es zu beachten: Keine Konsumkredite aufnehmen. Konsumkredite bedeuten in diesem Fall z.B. Kredite für Handys oder Fernseher. Für den Haus- und Wohnungskauf darf man selbstverständlich einen Kredit aufnehmen, für den Autokauf ist es ebenfalls okay. Also im Prinzip für alle Dinge, die man sich niemals (oder zumindest nicht in 10+ Jahren) ohne Kredit leisten könnte.

Fast genauso wichtig ist: Wenn man bereits Konsumkredite hat, sollte man diese in jedem Fall erst abbezahlen, bevor man sein Geld für neue unnütze Fernseher oder einen teuren Urlaub investiert. Glaubt mir, es schläft sich sehr viel besser, wenn man keine Kredite abbezahlen muss. Priorität 1 ist also: Konsumkredite abbezahlen und keine neuen Darlehen aufnehmen, Priorität 2 ist dann das Ansparen von Geld. Hat man Geld angespart, kann man sich die Konsum-Gegenstände sogar ohne Kredit kaufen. Ist das nicht geil?

Vielen Leuten fällt der Umgang mit Kreditkarten sehr schwer. Zugegeben, die Ausgaben sind in der Tat schwerer zu überblicken, wenn sie nur einmal monatlich vom Girokonto abgebucht werden und man erst dann auf die Abrechnung guckt, wenn sie in Papierform im Briefkasten landet. Besser ist es, man überblickt alle Ausgaben direkt über eine App. So ist man täglich auf dem aktuellen Stand. Noch besser sind sogenannte Debit-Kreditkarten. Die verwendet man wie ganz normale Kreditkarten, allerdings wird das Geld direkt vom Girokonto eingezogen und nicht erst ein paar Wochen später. Der Faktor der „doppelten Kontoführung“ entfällt dadurch vollkommen. Die meisten Banken bieten solche Karten inzwischen an. Einfach mal nachfragen.

Immobilienkauf ohne Ahnung

Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Immobilienkäufer eigentlich über Finanzen und die Finanzierung ihrer Immobilie wissen. Den Banken wird blind vertraut und man ist froh, wenn die Finanzierung überhaupt genehmigt wird. Und dann geht man auch noch zur Hausbank, weil das ja so viel einfacher ist. Statt einen Vergleich der Banken und Konditionen durchzuführen wird der Vertrag (oder die Verträge) ohne Umweg unterschrieben. Kaum versieht man sich, hat man drei verschiedene Kredite mit unterschiedlichen Laufzeiten und zwei neue Bausparverträge an der Backe. Und drei überflüssige Versicherungen wurden einem zusätzlich aufgeschwatzt.

Würde man sich ausrechnen, wie viel Geld auch nur 0,2% Unterschied im Zins ausmacht, würde man sehr viel Zeit investieren, um den besten Zins zu erzielen. Denn diese 0,2% machen über 20 Jahre schnell einen fünfstelligen Betrag aus. Das ist quasi die Küche der Immobilie inklusive Elektrogeräte. Oder eine billige Ikea-Küche plus einen geilen großen OLED-Fernseher.

Wichtig, wichtig, wichtig!

Im Prinzip ist es auch egal, ob man dem deutschen Bildungssystem oder den Menschen selbst die Schuld gibt: Fakt ist nunmal, dass Finanzwissen einfach extrem wichtig ist. Und ja, ich weiß, dass ich mich wiederhole. Das ist Absicht. Finanzwissen ist wichtig! Es spart nicht nur tausende oder sogar hunderttausende von Euro, sondern sorgt auch für Sicherheit und ruhiges Schlafen in fast jeder Lebenslage.

In Zukunft werde ich ein paar Artikel über verschiedene Finanz-Themen schreiben, um mein (teils theoretisches und teils praktisches) Wissen zu teilen und auf ein paar Ideen aufmerksam zu machen. Aber auch wenn man viel Finanzwissen hat und weiß, dass es eigentlich Geldverschwendung ist, so darf man sich doch gerne mal den Luxus von ein paar Flaschen Champagner oder einem teuren Whisky leisten.