Ich hatte es schonmal erwähnt: Eine Zeit lang habe ich jemanden gedatet, der nicht wusste was Kohlenhydrate sind. Und das war bei weitem nicht mein schlimmstes Date. Ein guter Freund hat mal zu mir zu gesagt, dass ich es schaffe, in jeder Stadt die schlimmste Person ausfinden zu machen und zu daten. Und vielleicht hat er damit gar nicht so unrecht.
Nachdem ihr meine folgenden Erfahrungen gelesen habt, fragt ihr euch nicht mehr, warum ich größtenteils schon vor Date-Beginn einen Absolut Vodka mit Cola inhaliere. Es gibt Dinge, die sich nur schwer nüchtern ertragen lassen. Und damit meine ich nicht nur das Wahlprogramm der Grünen.
Zeitweise haben mich meine Freunde Tourette genannt. Aus zwei Gründen: Zum einen war mein damaliger Nickname in sozialen Medien TouretteDeMar und zum anderen bin ich sehr direkt und sage Menschen meine Meinung ins Gesicht. Egal wie beleidigend es ist. Ich finde nichts Verwerfliches daran, eine dämliche Fotze auch als solche zu bezeichnen. Auf jeden Fall habe ich es dann doch tatsächlich geschafft, mich mit jemandem zu treffen, der ernsthaft an Tourette erkrankt war. Das hat er mir gleich zu Beginn gesagt. Ich konnte mir das Lachen den ganzen Abend verkneifen, was aber wohl hauptsächlich daran lag, dass er mir seine traurige Kindheitsgeschichte erzählt hat. Ich mache mich übrigens nicht über Behinderte lustig, das läge mir fremd. Jedoch kann man nicht bestreiten, dass diese Krankheit sehr lustige Situationen hervorruft, siehe zum Beispiel dieses Video. Kuchenfotze halt.
Kennt jemand Hildesheim? Das ist eine Kleinstadt in Niedersachsen, ca. 30km von Hannover entfernt. Auf der Schrecklichkeitsskala der Städte erreicht Hildesheim ähnlich wie Celle 8 von 10 Punkten. Nur mit dem Unterschied, dass Celle zumindest noch einen schönen Weihnachtsmarkt hat. Geil, Glühwein. Mein damaliges Date aus Hildesheim hatte sich so sehr die Haare gefärbt, dass sich Teile der Lösung in das Hirn eingebrannt hatten. Aber niedlich war er. 22 Jahre jung und viele Träume im Kopf. Ein berühmter Autor wollte er werden. Ob das wohl geklappt hat? Am Ende der Nacht bestand mein Rücken komplett aus Kratzern und mein Hals zu 90% aus Knutschflecken. Im Büro hat das für interessante Blicke gesorgt. Viel geschlafen hatte ich auch nicht.
Rettungsdienst & Todesangst
Als es das letzte Mal ein wichtiges Fussball-Event in Deutschland gab, ich weiß gar nicht mehr genau in welchem Jahr, kam ich auf die Idee, einen Fussball-Party auszurichten. Der Gedanke von sexy Fussball-Trikots und Saufen gefiel mir. Das Spiel an sich hatte keine große Relevanz. Ich habe ein paar Freunde und ein Date eingeladen, in der Summe so um die zehn Leute. Besagtes Date hatte keine große Verträglichkeit für Drinks und sich schon nach ca. 90 Minuten ins Badezimmer zurückgezogen, um es eine Stunde lang zu blockieren. Als er rauskam, war er der Ohnmacht nahe und nicht mehr ansprechbar. Also ab ins Bett und 112. Nach 30 minütiger Behandlung durch den Rettungsdienst haben wir seinen Vater erreicht, der ihn abholte. Immerhin hat er es zum ersten Date in mein Bett geschafft. Das können nicht alle von sich behaupten.
Deutlich dramatischer (zumindest für mich) wurde es an einem Barabend in der Schwule Sau Hannover. Die Musik war nicht meins und über ein Online-Portal offenbarte sich eine Dating-Möglichkeit gleich nebenan. Wie gewohnt war ich völlig betrunken und habe nicht weiter nachgedacht, sondern zugesagt. Das Gebäude nebenan war allerdings kein wirkliches Wohnhaus. Ich weiß bis heute nicht, was es war. So eine Art skurrile Kombination aus Kommune, besetztem Gebäude und Flüchtlingsunterkunft. Er führte mich durch viele Gänge und Stockwerke, bis wir am Ende in seinem Zimmer standen. Nach einer Gesprächsrunde und ein paar Küssen eröffnete er mir, dass er mich gerne bis zur Ohnmacht würgen wolle. Gut, das wollen wohl viele, aber wenige davon haben dabei sexuelle Hintergedanken. Mein Flucht hat lange gedauert, da ich mich im Gebäude verlief. Das wäre eine coole Party-Location gewesen.
Kampf mit der AfD
Meine Freunde sind mir sehr wichtig. Das musste auch ein Date lernen, mit dem ich über ca. zehn Wochen eine Art Mischung aus Liaison und Kurzzeitbeziehung hatte. Der erste Typ, den ich in meiner Singlephase ernsthaft gedatet hatte. Und rein optisch war er für mich eine neun von zehn, also äußerlich betrachtet sehr nah an meinem Ideal.
Nachdem wir uns ein paar Wochen kannten kam der Tag, an dem ich ihn meinen Freunden vorstellen wollte. Also verabredeten wir uns gemeinsam auf dem Maschseefest. Er war recht schüchtern, an sich war das aber okay. Das eine oder andere Bier wurde konsumiert. Nach zwei Stunden verließ er den Tisch überhastet und meinte nur „ich warte im Auto“ zu mir. Ich lief ihm hinterher und bekam folgende Ergänzung: „Ich möchte mit deinen Freunden nichts zu tun haben, aber ich fahre dich in Zukunft gerne hin und hole dich wieder ab“. Ihr könnt euch ja denken, was dann passierte.
Berlin, du bist wo wunderbar. Der Mann, der mir am diesem Tag die Wohnungstür aufmachte, überraschte mich in vielerlei Hinsicht. Fast 45 Minuten habe ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Alexanderplatz zu seiner Wohnung gebraucht und war immer noch in Berlin. Es sollte ein schöner Abend mit Gesprächen und Bier werden, doch er hatte schon zu Beginn ein Wrestlingoutfit an. Das war schon sexy, ja. Sehr sexy sogar, ich wusste gar nicht was ich sagen soll. Aber es war doch unpassend und überzog die Situation direkt zu Beginn mit dieser unangenehmen Sexdate-Stimmung. Auf seinem Nachttisch hatte er eine ganze Kollektion aus Poppers aufgebaut – laut seiner Aussage schwach (links) bis stark (rechts). Ich entschied mich für Nummer zwei von links, also schwach. Schwach war stark genug, um mich bis zum nächsten Morgen auszuknocken – bei mir ging untenrum gar nichts mehr. Also unterhielten wir uns stattdessen. Genauso so, wie es laut Chat sowieso geplant war. Leider outete er sich im Laufe der Nacht als AfD-Mitglied und diskutierte das tatsächlich mit mir aus. Wir wurden uns nicht einig und ich verließ das Gebäude.
Lustig, dass das heute alles so politisch ist. Apropos politisch: Ich durfte auch schon lernen, dass Dirtytalk nicht mit der FDP kompatibel ist. Als ich beim Rummachen mit einem FDP-Mitglied den Slang „geile Bitch“ aussprach, hat er sich beleidigt gefühlt ist und ist direkt gegangen. Hier galt: Besser gar nicht rummachen als falsch rummachen.
Dabei ist mir auf CSDs eigentlich schon des Öfteren aufgefallen, dass sich auf den Wagen der FDP im Vergleich zu den Wagen anderer Parteien deutlich sexyere Typen tummeln. Während die Grünen Mitfahrer eher einen Frisör bräuchten, ist bei der Linken auf Grund der durch fette Kampflesben verursachten ungleichmäßigen Achslast primär ein KFZ-Mechaniker von Nöten.
Berlin, Bärlin, Barelin
Berlin ist für mich die mit Abstand geilste Stadt in Deutschland. Ein Großteil der Ereignisse in diesem Artikel haben sich in Berlin abgespielt, und auch meinen letzten Freund habe ich in Berlin kennengelernt. Für dieses Jahr habe ich einen zweimonatigen Aufenthalt in Berlin geplant – quasi der Sommer in Berlin. Vielleicht ergänze ich den Artikel anschließend. In den Tiefen der Stadt gibt es bestimmt noch mehr Verrückte. Verrückt ist hierbei nicht wertend gemeint.
Und eine Berlin-Story habe ich auch noch: Gerade im Hotel eingecheckt und ein bisschen frustriert über die Bahn-Verspätung und die anstrengende Woche lud ich einfach irgendjemand auf einen Drink in mein Hotel ein – völlig ohne sexuelle Hintergedanken. Er brachte noch einen Kumpel mit. Und dieser Kumpel hatte es mir angetan. Drei Stunden später fand ich mich mit seinem Kumpel knutschend auf der Tanzfläche einer Party wieder, während er geknickt am Rand stand. Besagter Kumpel hatte natürlich einen Freund. Okay, mir war das vielleicht irgendwie egal, bin ich deswegen ein schlechter Mensch? Am nächsten Morgen erzählte er ein paar Geschichten über seine Beziehung und seinen Freund. Unter anderem, dass sein Freund erst vor kurzem aus dem Knast entlassen wurde und das Wochenende bei Freunden in Potsdam ist. Hätte er das am Abend davor erzählt, wäre es wohl nicht in meinem Hotel gelandet. Aus zu großer Angst vor der Rache des Knastis.
Der Tag danach: In einer Bar traf ich auf einen Typen, mit dem ich ebenfalls schon ein paar Zeilen im Chat gewechselt hatte. Auch hier dauerte es nicht übermäßig lange und wir endeten in meinem Hotelzimmer. An diesem Wochenende hatte ich es offensichtlich sehr nötig. Auch er hat immer wieder von seinem Freund geredet. Unter anderem fiel die Aussage, dass er seinem Freund erzählt hat er wäre bei Freunden in Potsdam, um seine Ruhe zu haben. Zu dem Zeitpunkt war ich mir der Verbindung nicht bewusst. Erst als es schon zu spät war, wurde mir bewusst, dass ich aus Versehen unabhängig voneinander ein Pärchen gedatet hatte.
Ein paar Wochen später kam über den Chat heraus, dass es sich bei dem Knast verursachenden Verbrechen lediglich um Betrug handelte, also keine Gewalttat. Hmm, fand ich das langweilig? Betrug ist nicht ganz so sexy männlich.


