So weit so gut, aber wie fängt man an? Ich habe so viele Ideen und Gedanken zu diesem neuem Thema im Kopf, dass es aktuell noch schwer ist, diese zu ordnen oder sogar zu priorisieren. Also beginne ich mit ganz kleinen Änderungen, die man nebenbei einführen kann und mich nicht vom weiteren Fortschreiten abhalten.
Der erste Test ist die Arbeitssituation mit Bildschirmen. Seit vielen Jahren arbeite ich mit zwei Bildschirmen: Einem großen Haupt-Bildschirm und einem Hochkant-Bildschirm für Quellcode. Ich bin Softwareentwickler, daher der Quellcode. Natürlich ist es unterwegs schwer mit zwei Bildschirmen. Egal ob man in einer Wohnung oder im Coworking-Space ist, steht selten mehr als ein Bildschirm zur Verfügung. Der erste Test sieht also wie folgt aus: Zweiter Bildschirm weg. Überraschenderweise komme ich sehr gut damit klar. Vor ca. einem Jahr bin ich nach 15 Jahren Windows auf macOS umgestiegen und konnte meine Produktivität dadurch enorm erhöhen. Trackpad statt Maus, einfaches umschalten zwischen Fenstern und so weiter. Mir fiel gar nicht auf, dass der zweite Bildschirm unnötig ist. Die Erweiterung dieses Tests sieht das komplette Abschaffen von externen Monitoren vor. Auch das klappt trotz kleinem 13 Zoll Macbook erstaunlich gut. Anfangs hatte ich ein paar Probleme mit dem Nacken und habe mehrere Macbook-Ständer getestet, am Ende hat es aber geklappt. Mir liegt es besser, wenn das Gerät ein bisschen höher liegt. Neben dem Macbook verwende ich nach wie vor Bluetooth-Tastatur und Trackpad. Die sind praktischerweise sehr portabel.
Erwähnt hatte ich es schonmal – seit letztem Jahr bin ich ein großes Fan des Minimalismus. Am aktuellen Punkt ist der ideale Zeitpunkt, das als Vorbereitung auf die neue Situation ein bisschen zu verschärfen. Naja, nicht nur ein bisschen, sondern eher radikal. Das bedeutet eine noch deutliche Fokussierung auf das, was man neu kauft (im besten Fall nämlich gar nichts) und das, was man besitzt. Vom Gefühl her habe ich sehr viel Kram, aber das täuscht wohl. Im Vergleich mit anderen Haushalten habe ich wenige Dinge. Laut Literatur hat ein durchschnittlicher westeuropäischer Haushalt ganze 10.000 Dinge angehäuft. Ich hatte bereits begonnen, das zu zählen, aber irgendwann abgebrochen. In meinem Büro hatte ich nur ca. 150 Gegenstände, in meiner Wohnung werden es nicht deutlich mehr als 500 bis 750 sein, so dass ich in Summe (inkl. Keller) nicht mal 1.000 Dinge erreiche, was 10% des Durchschnitts entspräche. Juhuuu, ich habe in der Tat wenig Kram! Wenig ist aber aber immer noch zu viel. Vom Endziel der Reduzierung des Haushalts auf einen Koffer bin ich noch weit entfernt.
Das mit dem Minimalismus werde ich noch weiter thematisieren, da es zumindest für mich ein großer Schritt in die persönliche Freiheit war/ist, auch schon im vergangenen Jahr. Selbst wenn es nur um das Digitalisieren von Unterlagen oder das Entsorgen von ein paar Kerzen geht, macht das mental mehr Unterschied als vermutet. Und an dieser Stelle möchte ich gleich ein ganz großes Missverständnis ausräumen: Minimalismus hat nichts mit Sparsamkeit, Pleite oder Geiz zu tun. Man kann auch mit zehn Millionen Euro auf dem Konto minimalistisch leben. Und nein, ich habe keine zehn Millionen auf dem Konto. Nicht mal eine. Es geht einfach nur darum, sich auf die Dinge zu beschränken, die man wirklich braucht und an denen man Freude hat. Natürlich kannst du auch als Minimalist eine Rolex besitzen. Ich besitze übrigens Keine, auch keine Breitling. Sogar meine Apple Watch habe ich verkauft, weil ich sie nie verwendet habe. Gleiches gilt für das iPad. Die neuen Apple-Designs sind sehr geil, trotzdem konnte ich das Verlangen nach einer Neuanschaffung kontrollieren. Am Ende hätte das Ding eh wieder nur ungenutzt rumgelegen und ich hätte auf Biegen und Brechen versucht, eine sinnvolle Verwendung dafür zu finden, z.B. als teuren Kindle-Ersatz oder als Mini-Fernseher für lange Zugfahren. Nein, es ist zumindest für mich einfach ein sinnloses Produkt.


