Endlich ist Corona vorbei – naja, oder zumindest sind die meisten Beschränkungen aufgehoben. Und was liegt da näher, als alle verpassten Partys der letzten Jahre nachzuholen, bevor im Herbst die nächste Welle oder sogar neue Beschränkungen kommen.
Fünfzehn Jahres meines Lebens habe ich fast jedes Wochenende zumindest einmal gefeiert. Egal, ob in Clubs oder auf Privatpartys. Dann kam Corona und bereitete dieser lang gepflegten Serie ein schnelles Ende. Ein paar illegale Privatpartys haben wir natürlich genossen, größtenteils war jedoch alles pausiert, was irgendwie Spaß macht. In Zeiten von Corona sind wir hauptsächlich auf Day Drinking umstiegen. Eine Sache, wie wir auch heute noch sehr schätzen – zusätzlich zum Vortrinken und Feiern in der Nacht.
Alt, älter und das Ende aller Jugend
Ich bin keine 18 mehr. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Zu den Nachteilen gehört, dass man nach fast zwei Jahren Partypause nicht einfach wieder voll aufdrehen und weiter machen kann wie vor der Covid19-Krise. Doof nur, dass ich das nicht bedacht habe, bevor der exzessive Party-Plan für den Sommer 2022 entstanden ist. In der Folge habe ich mich mehrfach an meine körperlichen Grenzen gebracht und diese teilweise sogar überschritten.
Direkt Anfang Mai und somit mit den ersten Sonnenstrahlen des Jahres stand ein zehntätiger Party- und Bums-Marathon auf dem Plan. Man nennt diese Veranstaltung “Maspalomas Pride” und sie gehört neben dem ähnlich krassen “Maspalomas Winter Pride” zu den alljährlichen Pflicht-Veranstaltungen. Statt einer Pause ging es direkt danach weiter auf den Junggesellenabschied meines besten Freundes. Ich brauche wohl nicht weiter erwähnen, dass wir schon nach der siebenstündigen Zugfahrt nach Brüssel (vielen Dank dafür übrigens an die Bahn) völlig betrunken waren. Eine weitere Woche später stand dann die Hochzeit an, logisch. Und wie es in meinem Freundeskreis so üblich ist, ist eine Hochzeit keine einfache eintätige Feier mit Kirche und anschließender Feiern, sondern ein fünftätiges Besäufnis in einem Luxus-Hotel auf einer viel zu teuren Insel in Griechenland.
Eigentlich war nun eine einwöchige Pause eingeplant, hätte ich nicht zugesagt, stattdessen einfach mit nach Malaga zu fliegen und erneute vier Tage auf einem europäischen Pride zu Saufen – dem Torremolinos Pride. Gerade zurück in Barcelona und drei Tage gearbeitet ging es dann weiter nach Sitges, um einen weiteren Pride zu genießen. Mit Bühne direkt am Strand, einer kunstvollen Parade und jeder Menge Vodka. Surprise. Natürlich durfte im Anschluss auch der Pride in Barcelona nicht fehlen, schließlich war er als eines der Highlights fest eingeplant.
Nach der Rückkehr nach Deutschland machte ich an dem Punkt weiter, an dem ich in Spanien aufgehört hatte: Paaarrrttty. Der CSD in Köln stand an – inklusive ein paar großartiger und unartiger aber nicht abartiger Partys. Das darauffolgende (ebenfalls eigentlich freie) Wochenende wurde durch einen Spontantrip zum Schützenfest nach Hannover ersetzt, schließlich hatte ich dieses schon seit fünf Jahren nicht mehr besucht.
Ich könnte noch ein paar Absätze so weiter machen, aber ich fasse mich kurz: CSD Frankfurt, Parookaville Festival, CSD Hamburg und Prag Pride im August. Zu einigen der Ausflüge werde ich nochmal separat berichten.
Der Endgegner: Atlantis Odyssey Med Cruise
Ein Partysommer wäre kein echter Partysommer, wenn er nicht genauso endet, wie er begonnen hat: Mit einer zehntätigen Ekstase aus Party, Sonne und Sex. In diesem Fall im Form der zweiten Gay-Cruise des Jahres. Übrigens meine erste Gay-Cruise, die mit zehn Tagen Fahrzeit deutlich länger ist, als die normalen einwöchigen Touren. Juhu, nochmal drei Tage als (keinesfalls kostenlose) Zugabe. So eine Cruise besteht üblicherweise aus vier Teilen pro Tag: Mittags Drinks am Pool, Nachmittags die erste Motto-Party, Abends die zweite Motto-Party und am Ende noch eine After-Aua, die wir faktisch aber nie erleben.
Wie sagt man so schön? Am Ende wird alles gut. Und wenn noch nicht alles gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Es wird sich im weiteren Verlauf dieses Jahres zeigen, inwiefern diese Weisheit korrekt ist.
Mit Chemie gegen den Kater
Im Jahr 2022 habe ich es trotz diesem Programm geschafft, noch nicht einmal von Alkohol zu kotzen. Ein unerfreuliches Detail, das mir früher regelmäßig passiert ist. Gerne erzählen meine Freunde die lustigen Geschichten, wo ich schon alles hingekotzt habe, z.B. gegen die Wand im 5* Baobab Resort auf Gran Canaria. Hach, das war lustig. Zu meinen Sternstunden zählt auch die besoffene Entscheidung, sich bei der Wahl aus zwei nebeneinander liegenden Waschbecken für jedes zu entscheiden, welches eh schon verstopft ist. Richtig, weil es ja schon verstopft ist und somit nicht mehr verstopfen kann.
Der Grund für das Beibehalten meines Mageninhalts während einer feuchtfröhlichen Partynacht liegt aber keinesfalls an der geringeren Alkoholmenge – ganz im Gegenteil. Meine Ausdauer beim Saufen wurde (im Gegensatz zur Ausdauer beim Sport) bis ins kleinste Detail optimiert. Nein, der wahre Grund liegt am perfekt austarierten Drogen-Rezept für einen Morgen ohne Kater, an dem man es sogar schafft zu arbeiten. Und dieses Rezept sieht wie folgt aus:
- 1x Elotrans vor dem ersten (oder mit dem ersten) alkoholischen Getränk
- Ein großer Löffel Enteros-Gel dazu
- 2x 400mg Ibuprofen mit dem ersten Vodka Red Bull
- 1x Elotrans vor dem Schlafengehen
- 2x 400mg Ibuprofen direkt nach dem Aufstehen mit ausreichend Wasser
- Eine weitere Packung Elotrans nach dem Aufstehen
Glaubt mir: Eine Stunde später und nach einer ausgedehnten Dusche mit viel Pflegemitteln für die Haut fühlt ihr euch wie ein neuer Mensch.
Zitat meines Magens: “fuck you bitch”
Auch wer kein Arzt ist, kann sich sicherlich vorstellen, dass der oben erwähnte Plan nicht gerade förderlich für die allgemeine Gesundheit ist. Vor allem dann nicht, wenn man ihn zwei Mal wöchentlich an vier Wochen pro Monat wiederholt.
Und genau deswegen hat sich mein Körper bzw. mein Magen nach ca. zehn Wochen auch erstmalig verabschiedet. Eine Magenschleimhautentzündung entsteht nämlich dann, wenn man völlig übersäuert ist. So ein Übersäuerung entsteht durch die Dinge, die ich täglich zu mir nehme: Alkohol, Medikamente und natürlich tonnenweise Kaffee. Das Gute an der Entzündung ist allerdings, dass sie auch ohne Medikamente oder Behandlung nach ein paar Tagen wieder weg ist, wenn man auf Dinge mit viel Säure verzichtet.
In der Folge habe ich Ibuprofen und Kaffee ohne Umschwenken direkt für zwei Wochen aus meinem Speiseplan gestrichen. Aber Alkohol? Das ist doof. Die Lösung heißt wie so oft: Google. Und Google sagt, dass nicht alle alkoholischen Getränke schlecht für den Magen sind, sondern nur diejenigen, die gegärt sind, also Dinge wie Wein, Sekt & Champagner oder Bier. Wie praktisch, dass ich sowieso Longdrinks bevorzuge. Vodka, Rum und auch andere Spirituosen werden nämlich nicht gegärt, sondern destilliert. Und der Prozess der Destillation interessiert den Magen nicht. Megageil, oder? Hatte ich nun doch endlich einen Grund gefunden, auf Getränke mit wenig Alkoholgehalt zu verzichten und mir nur noch die harten Dinge einzuverleiben. Der kleine Aperol Spritz zum Frühstuck wurde durch einen Vodka Red Bull mit viel Koffein ersetzt. Schließlich fehlte mit Koffein auf Grund der Kaffee-Verbots ja auch. Und dazu etwas Rührei, lecker.


