Dass ich an leichter Flugangst leide, hatte ich schon mal erwähnt. Und auch, dass ich immer ein bisschen Sekt vor dem Abflug brauche, um mich zu beruhigen. Und nun wurde mir mal wieder sehr offensichtlich präsentiert, warum diese Flugangst durchaus angebracht ist. So wurde ein Flug von LPA (Gran Canaria, Spanien) nach LEJ (Leipzig, DDR) zum Erlebnis.
Wenn man mit einer Airline fliegt, die man nicht kennt, sollte man keinesfalls den Fehler begehen, diese vorher zu googeln. Eventuell hat man Todesangst, wenn man bei Wikipedia liest, dass die Flugzeuge ein durchschnittliches Alter von knapp 30 Jahren haben – quasi fliegender Metallschrott. Das ist fast älter als ich, wobei ich (oder zumindest Teile von mir) im Durchschnitt nie ein Alter von 28 Jahren überschreiten werden, koste es was es wolle.
Und nein, ich habe diesen Flug nicht gebucht, sondern er war Bestandteil einer Pauschalreise im März 2022. Der recht seriöse Hinflug lief mit Condor, der Rückflug über eine hochgradig unseriöse Airline aus Osteuropa, die sich vor kurzem sogar extra umbenannt hat, um ihre unseriöse Herkunft besser verschleiern zu können.
Das Frühstück im Hotel
Weil ich recht früh aus dem Hotel auschecken musste, war ich ganze vier Stunden vorher am Flughafen. Ich hatte mich gefreut, am Nachmittag vor Abflug noch etwas bei Burger King essen gehen zu können, um dann ganz entspannt (und beschwipst) abfliegen zu können. Nun, was ich nicht bedacht hatte war, dass die Airline erst 70 Minuten vor Abflug überhaupt auf die Idee kommt, mit dem Checkin und der Aufnahme des Gepäcks zu beginnen. 30 Minuten vor Abflug stand ich immer noch in der Schlange. Das alles dauert natürlich ewig, wenn ein Online-Checkin schlicht nicht existent ist. Nach Gepäck-Abgabe also schnell durch die Sicherheitskontrolle und direkt in den Flieger – ohne auch nur 10 Minuten Zeit.
Auch die Kompetenz des Bordpersonals ließ zu wünschen übrig. Während der Sicherheitseinweisungen hielt die Stewardess die Sauerstoffmaske hoch, während ihr Kollege den Sicherheitsgurt erklärte. Als sie von mir und meinem Sitznachbarn komisch angeguckt wurde, bemerkte sie den Fehler und korrigierte ihn fix. Scheinbar verstand sie einfach nicht, was ihr Kollege da in gebrochenem deutsch gesprochen hat.
Was auch nicht funktionierte, war die Bezahlung per Karte für Getränke. Doof, wenn keine Barzahlung möglich ist. Am Ende ging es dann doch in bar, da die Flugbegleiter illegalerweise mit privatem Wechselgeld aushalfen. Um die fünf Stunden und ein paar kleine Flaschen Wein später sind wir dann sicher in der DDR (Flughafen Leipzig/Halle) gelandet. Gott sei Dank. Übrigens als letztes Flugzeug am diesem Tag, da wir selbstverständlich verspätet waren. Der Flughafen in Leipzig wirkt aber sowieso nicht so, als würden dort täglich hunderte Starts und Landungen stattfinden.
Besser spät als nie
Zu Zeitpunkt besagter Horror-Airline wusste ich noch nicht, dass ich mich im Jahr 2022 an Flug-Verspätungen gewöhnen muss. Keine zehn Wochen später, im Mai 2022, habe ich es dann tatsächlich geschafft, innerhalb einer Woche ganze drei Mal über eine Stunde verspätet abzufliegen. Inzwischen sehe ich das mit Humor und erkenne die Gemeinsamkeiten mit der Bahn.
Eine ganz besonders erfreuliche Verspätung ereilte mich, als ich mich auf dem Rückweg von Kreta von der Hochzeit meines besten Freundes befand. Pünktlich gegen kurz nach zehn Uhr morgens sollte der Flug Richtung Frankfurt (am Main – das ist doch logisch!) starten. Doch schon beim Aufstehen gegen 7 Uhr morgens hatte ich eine Mail im Postfach, dass sich der Abflug um zwei Stunden verspätet. Cool, dann ist ja noch genug Zeit für ein leckeres Frühstück und ein Sektchen im Hotel. Pustekuchen, denn die liebe TUIfly-Firma erwähnte nur zwei Sätze später, dass sich die CheckIn-Zeit und die Zeit für die Gepäck-Abgabe nicht verschieben und ich trotzdem den kompletten Kack rechtzeitig vor der ursprünglichen Abflugzeit abgeben muss.
Es kam wie es kam und keine 90 Minuten später befand ich mich mit ca. 30 Millionen Mitreisenden am überfülltesten Flughafen, den ich jemals gesehen habe. Die Insel Kreta baut zwar gerade an einem Neuen, der wird aber erst 2025 fertig. Am aktuellen gibt es quasi keine Gastronomie, viel zu wenig Sitzplätze, keine Klimatisierung und keine geöffnete Lounge.
Wir warteten und warteten. Nach ca. einer Stunde fiel auf, dass das geplante Flugzeug immer noch in Frankfurt stand. Die Hoffnung auf ein Ersatzflugzeug blieb verwehrt – ich musste weitere drei Stunden auf den Rückflug warten. Kurz vor Landung des Jets auf Kreta wurde der Wind dann sogar so schlimm, dass für 45 Minuten gar nichts starten und landen konnte. Nicht mal eine Drohne. Mit etwas über 4:15 Stunden Verspätung landete ich dann sicher und sichtlich genervt in Frankfurt. Doch ein Gutes hatte die Sache: Die 400 Euro Entschädigung pro Person waren sicher. Keine zwei Wochen später war das Geld auf dem Konto. Zumindest der Prozess für Flugentschädigungen läuft bei TUIfly also perfekt, dafür ein großes Kompliment.


