Nach mehr als 18 Monaten Pause stand der erste Flug an – der Flug Richtung Mykonos. Aus Kostengründen haben wir uns für einen Flug ab Düsseldorf entschieden. Nur ca. 90 Minuten trennen Düsseldorf und Frankfurt per Zug, auch wenn man am völlig hässlichen Düsseldorfer Hauptbahnhof umsteigen muss. Schon im Zug inhalierten wir diverse kleine Flaschen Prosecco, um die Ankunft am Flughafen geschmeidiger zu gestalten. Während der ICE sehr leer war, befanden sich in der kleinen Verbindungsschwebebahn am Flughafen um die 23.850 Menschen. Zusammengepfercht in einem viel zu kleinen Zug und mit Tonnenweise Gepäck müsste man hier noch ein paar Verbesserungen ansetzen, wenn es um das Hygienekonzept geht.
Einige weitere Prosecco und ca. 50 Euro für Snacks später (Schäm dich, Düsseldorf!) befanden wir uns auch schon im Flugzeug, um nach 30 Minuten wieder aussteigen zu müssen, da das Flugzeug den Geist aufgab. Weitere 60 Minuten später und nach erneuter Investition von 50 Euro in den Düsseldorfer Flughafenbetrieb befanden wir uns noch immer im Terminal, durften aber langsam das neue Flugzeug besteigen. Und dieses flog dann auch. Gleich nach dem Einsteigen wurden wir von der freundlichen Saftschubse darauf hingewiesen, dass eigener Alkohol an Bord nicht gestattet sei, sie das aber nicht gesehen habe. Auf den Sitzen gegenüber war eine Gruppe von zehn Heterosexuellen schon so betrunken, dass man annehmen könnte, sie wollten eigentlich nach Mallorca. Besagter Gruppe war es auch zu verdanken, dass der Alkohol bereits nach 90 Minuten Flugzeit am Ende war. Kein Bier, kein Wein, keine Longdrinks. Die Heteros soffen in ihrer Not sogar die letzten Vorräte an Scavi & Ray Prosecco leer, auch wenn es ihnen sichtlich unangenehm war. Schließlich gab es dadurch keine Drinks für die ebenfalls im Flugzeug anwesenden Girls mehr. Und auch für uns nicht.
Die Todsünden des Duschens
Die Unterkunft auf Mykonos bestand in einem kleinen aber feinen Airbnb direkt in der historischen Altstadt. Das ist der Teil der Stadt, in den man nicht mit Autos reinfahren darf. So begann unsere Ankunft damit, dass wir unsere Koffer ca. 1,5 km über Schotter und durch Schlaglöcher zogen oder tragen. Es wurde Zeit für einen Drink. Nach erstem Besichtigen der Wohnung wurde klar, dass es während des Aufenthalts wohl noch öfter Zeit für einen Drink werden würde.
Unser Badezimmer war ziemlich genau so groß wie die Toilette in einem Zug. Nur mit dem Unterschied, dass man sich im Zug auf die Toilette setzen kann (vom Platz, nicht von der Hygiene!), ohne dass man mit den Knien an die Wand stößt. Im Airbnb war die Benutzung des Klos im Sitz-Modus nur seitlich möglich. Schön ist was Anderes. Viel schlimmer als die Größe war allerdings die Sauberkeit. Überall Haare. Das kommt davon, wenn man Ferienwohnungen an Frauen, Lesben (Ausnahme: Kurzhaarlesben) oder bärtige Bären vermietet oder nicht darauf achtet, dass sich die Gäste an das Verbot von Kötern und Haustieren jeglicher Art halten. Die Griechen sollten Tiere kennen, schließlich wird die Insel von einer Plage an Straßenkatzen heimgesucht. Und eigentlich ist folgendes ja hinlänglich bekannt: Nur eine tote Katze ist eine gute Katze.
Wie auch immer. Hygiene wie eine Hyäne. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass die schlimmste Badezimmer-Erfahrung noch bevorsteht. Erst am nächsten Tag wurde klar, dass die Dusche alles in den Schatten stellt. Die Dusche ist für mich persönlich das Wichtigste in einem Badezimmer, wenn nicht sogar in der ganzen Ferienwohnung. Daher kommt jetzt meine Liste der schlimmsten Dinge, die in Duschen möglich sind:
- Wasserdruck: Das Wichtigste zu Beginn. Wenn der Wasserdruck zu gering ist und man nur einen Rinnsal spürt, kann man das Duschen auch gleich sein lassen. Meine Haut benötigt einen Hochdruckreiniger, um gesäubert zu werden.
- Warm und kalt getrennt: Im 16 Jahrhundert hatte man zwei Bedienknöpfe für das Wasser. Einen für warmes Wasser und einen für kaltes Wasser. In manchen Duschen ist das heute noch so. Hier darf man sich die Temperatur selbst zusammenstellen, und zwar durch das ideale Mischverhältnis von warm und kalt. So verschwendet man täglich an die zehn Minuten Lebenszeit, bis man die richtige Temperatur ermittelt hat.
- Sich ändernden Temperaturen: Angeschlossen an den vorherigen Punkt wird es besonders spannend, wenn sich die Wassertemperatur minütlich und vollkommen selbstständig ändert. Von viel zu kalt bis zu Verbrennungen ist alles dabei. Nur eines fehlt: Entspannung beim Duschen. Aber immerhin führt dieser Fakt dazu, dass man Wasser spart, weil man die Duschzeit auf das Nötigste verkürzt.
- Duschvorhänge: Diese ekelhaften Duschvorhänge sind ein Fluch. Ständig kleben sie am Körper. Als wären Glas-Wände noch nicht erfunden wurden. Wieso um Himmels Willen muss man solche Vorgänge aufhängen? Vor allem an Orten, wo täglich andere Menschen duschen. Es ist einfach abartig. Viel besser ist aber auch nicht, wenn man Vorhang (und Glaswand) komplett weglässt, denn das führt zur ultimativen Badezimmer-Überschwemmung. Im Mykonos-Apartment war das sogar so schlimm, das die ekelhaften Haare der Frauen überall rumschwammen und verteilt wurden.
- Badewanne als Dusche: Was macht man, wenn das Badezimmer nicht groß genug ist und man sich zwischen Badewanne und Dusche entscheiden muss? Vernünftige Leute verzichten in diesem Fall auf die Badewanne. Geistesgestörte Menschen hingehen kombinieren die Badewanne mit der Dusche. Schließlich ist nichts schöner als morgens in der Badewanne zu stehen oder abends in der Badewanne zu liegen – mit einer Duschwand oder einem Vorhang in der Fresse.
- Wasserqualität: Ob braun wegen Rost, salzig oder mit viel Chlor. Gefühlt wird man nicht sauberer, wenn man sich mit Wasser duscht, was man eigentlich nicht als solches bezeichnen sollte.
Auf die Dusche in Mykonos trafen übrigens vier von sechs Punkten zu, daher war ich sehr froh, als wir nach zehn Tagen Mykonos in Barcelona eintrafen und ich als erste Amtshandlung zwei Stunden duschen konnte.
Wo wir gerade von Haaren sprachen: Die Homo-Touristen auf Mykonos haben sich ebenfalls primär durch Haare ausgezeichnet. Haarige alte haarige Menschen, die einfach nur mega haarig sind. Nicht als Haare. Überall Haare, Haare überall. Von Boys keine Spur, von Rasierapparaten noch weniger. Ihr merkt, ich bin kein großer Fan von Behaarung.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Setzen, 6!
Es ist bekannt, dass Mykonos teuer ist, ja. Und das war auch bekannt, bevor wir das ganze buchten und den Weg angetreten. Allerdings bewerte ich Orte nicht nach dem absoluten Preis und den Ausgaben, sondern nach dem Verhältnis zwischen Preis und Leistung. Und dieses Verhältnis ist auf Mykonos so dermaßen grausam, wie ich es weltweit noch nirgendwo erlebt habe. Nirgends bezahlt man so viel Geld für so viel Mist. Ibiza ist auch teuer, aber dort bekommt man die pure Party-Ekstase. Und Miami ist Miami. Mykonos hingehen ist Abzocke, besser kann ich es nicht formulieren.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Zwischen 20 und 50 Euro für eine Strandliege pro Tag, natürlich plus 25 Euro für den Sonnenschirm. Nicht die 150 Euro Mindestverzehr zu vergessen, die zusätzlich fällig werden. Glücklicherweise sind Speisen und Getränke so teuer, dass man nach 150 Euro Verzehr noch immer nüchtern ist und nicht kotzend in der Ecke liegt. So ein Tag am Strand mit vier Personen schlägt dann mit einem annähernd vierstelligen Betrag zu buche. Gerade in den teuersten Locations muss man dazu allerdings sagen, dass die Qualität klasse ist. Tolle Drinks, gut geschultes Personal und tolle Musik. Wenn einem Geld völlig egal ist, kann man über Mykonos nachdenken.
Wir haben es geschafft, einen Nachtclub zu finden, der einen Mindestverzehr von satten 3.000 Euro für einen Vierertisch haben wollte. Und das, obwohl tanzen verboten ist und man folglich (zumindest offiziell) die ganze Nacht am Tisch verbringen muss.
Die Qualität des Essens ist klasse, sogar wirklich sehr gut. Gerade im Vergleich zu spanischen Inseln wie Gran Canaria bekommt man auf Mykonos sehr gut verträgliches Essen. Natürlich aber auch hier zu hohen Preisen. 30 bis 60 Euro sollte man pro Person einplanen, wenn man essen geht. Günstiger geht es in einem der coolen Souvlaki-Restaurants. Hier bekommt man ein Döner-artiges Produkt mit Pommes für deutlich unter zehn Euro – sehr lecker. Und wo ich gerade dabei bin, die positiven Seiten der Insel zu betonen: Das Wetter war grandios. Größtenteils wolkenlos, von Regen oder Schnee keine Spur. Temperaturen um die 27 Grad sind super auszuhalten. Und selbst wenn nicht, sind auf Mykonos sogar die öffentlichen Toiletten klimatisiert. Die Griechen haben im Gegensatz zu den affigen Deutschen keine Angst davor, sich bei der Nutzung von Klimaanlagen zu erkälten. So geht Leben.
Enrique & Iglesias
Wie komme ich nun von Griechenland auf Enrique Iglesias? Ganz einfach: Auf bereits erwähnter Mittelmeerinsel gibt es mehr Kirchen als Penisse. Scheinbar hat man im Zuge der Modernisierung der Gesellschaft vergessen, dass Religion unsinnig ist und die Gebäude so versehentlich stehen lassen. Übersetzt man „Kirchen“ auf spanisch, hat man „Iglesias“. Und das ist auch schon die Antwort. Die Ergänzung des Vornamens liegt ja auf der Hand. Bei jeder neu aufgetauchten Kirche habe ich „Enrique“ gerufen, irgendwann sogar bei Tauben. Aber das erkläre ich nun nicht. Übrigens haben die Mykonosen (heißt das so?) die Angewohnheit, ihre Gottesdienste am Montag Vormittag zwischen acht und zehn Uhr abzuhalten. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, was ich davon halte. Diese Kirchen-Fuzzis sind wirklich etwas Schreckliches, und das nicht nur wegen der Pädophilie.
Ein weiteres Ereignis, das nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Sicherheit während Bus-Transfers. Eine Fahrt zum Strand erwies sich als Horrortrip, da wir wegen Überfüllung über 30 Minuten in einem Bus der Form Mercedes Sprinter stehen mussten. Ich habe gebetet, diese Fahrt zu überleben. Mir war am Ende schlechter als nach drei Flaschen Sekt, eine Berg- und Talfahrt epischen Ausmaßes. Die spätere Rückfahrt haben wir mit einem eigens angemieteten VIP-Shuttle beschritten. Das ist die erwünschte Art zu Reisen, die natürlich mit erneuten 50 Euro zu buche schlug. Dagegen ist der Horrorbus mit unter 2 Euro pro Person ein Schnäppchen.
Am Tag vor dem Rückflug kam dann die vorerst letzte Prüfung auf uns zu: Endgegner Online-Einreiseformular wegen Corona. Die Informationen, die dort abgefragt werden, weiß nicht mal der Vermieter des Airbnbs über seine eigene Immobilie. Nun ja, wir haben es geschafft. Völlig pleite und gefühlt seit 10 Tagen nicht richtig sauber durften wir Mykonos verlassen. Wiederkommen muss ich nicht.


