Auch wenn ich noch nicht so rieche: Eigentlich bin ich seit zehn Tagen obdachlos. So ganz ohne Wohnung. Ein paar Rückfragen vom Vermieter gab es zum Thema der Wohnung und der übernommenen Gegenstände noch, alles in allem aber keinerlei Probleme. Wenn ich nun noch meine Kaution zurückbekomme, kann ich das Thema endgültig zu den Akten legen.
Das Gefühl der Freiheit besteht nach wie vor, hat sich sogar erhöht. Keinerlei Gefühle von Entwurzelung, Heimatlosigkeit oder ähnlichem Quatsch, dem einen die öffentliche Meinung unterstellt. Freiheit, Freiheit, Freiheit. Erneut muss ich das dreifach wiederholen, sorry dafür.
Direkt am Tag nach der Wohnungsübergabe, passenderweise an einem Montag, habe ich mich wieder voll in die Arbeit gestützt. Mein festgelegtes Ziel, nur an drei Tagen in der Woche zu arbeiten, habe ich in der ersten Woche nicht erreicht. Am Ende waren es dann doch fünf Tage. Doch diese Woche gelobe ich Besserung und habe in der Tat nur drei Tage eingeplant.
Wir befinden uns an einem Mittwoch, und zwei der drei Arbeitstage habe ich schon abgeleistet. Dieser heutige dritte Tag wurde für meinen geplanten Ausflug nach Kassel reserviert. Nun kenne ich Kassel, also eher Kassel-Wilhelmshöhe. Und meine Health-App hat einen neuen Rekord aufgezeichnet: Fast 20.000 Schritte bin ich auf vom Bahnhof zu diesem komischen Berg und zurück gelatscht. Mit Burgen (nein, leider keine Burger!), Aquädukten und ähnlich antiquiertem Kram. Alles in allem neben der Anstrengung aber sehr entspannend. Ich habe es sogar geschafft, während des kompletten Spaziergangs keine Airpods im Ohr zu haben.
Co-Working, Sport & Sonstiges
Auch das Experiment mit dem Co-Working-Space läuft im grünen Bereich. Nach einer Analyse hatte ich festgestellt, dass es nur einen Anbieter in Deutschland gibt, der in allen meinen Wunsch-Städten (Berlin, Hamburg, Hannover, Frankfurt, München) vertreten ist: DesignOffices. So fiel die Wahl nicht sonderlich schwer, zumal der Preis zu den besten gehört: 99 Euro netto für einen Monat voll freier Bürowahl. Nach einem Probeabo habe ich die ersten 99 Euro bezahlt. Die monatliche Kündigungsfrist und die günstigen Getränkepreise vor Ort sind mehr als fair.
Neben der Wohnung meines Freundes lärmt es aktuell sehr, daher hoffe ich auf eine ruhige Atmosphäre im Co-Working-Space. More or less hat das auch geklappt, allerdings wird auch dort nebenan ein Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Unabhängig davon habe ich trotzdem festgestellt, dass ich eine sehr viel höhere Produktivität habe, wenn auch andere Leute um mich herum arbeiten und ich nicht nur von Tauben und schreienden Kindern umgeben bin. Und natürlich verleitet so ein Co-Working-Space auch dazu, sich nicht schon um zehn Uhr morgens den ersten Liter Gin Tonic reinzukippen. In deren Kühlschränken gibt’s maximal Bier.
Wie angekündigt habe ich auch die Bewegungstätigkeiten erneut aufgenommen. Ein paar Spaziergänge machen schließlich keinen Körper, mit dem man sich auf einer oberflächlichen Gay-Party willkommen fühlt. Beim UrbanSportsClub habe ich für 59 Euro monatlich (ebenfalls monatlich kündbar) die Wahl zwischen diversen Folter-Studios in meinen präferierten Städten. Und bis zu den ersten Partys der repräsentativen Oberflächlichkeit sind es nur noch wenige Wochen hin. Immerhin zwei Mal habe ich mich in der ersten Woche in besagte Horror-Umgebungen gequält. Mit der App hat das problemlos geklappt, und im Gegensatz zu vor zwei Jahren gab es auch keine Akzeptanz-Probleme des UrbanSportClubs.
Abschließend noch ein kurzer Satz in Sachen Business: Betreibt man zu diesen Zeiten einen Online-Shop, in dem es Regenbogen-Flaggen zu kaufen gibt, so kann man sich glatt bei der UEFA glatt bedanken, auch wenn das einen Scheiß-Verein ist. Die Flaggen-Bestellungen sind in den letzten Tagen ca. um den Faktor zehn hochgegangen. Ich werde die Idee und die Geschichte dieses Online-Shops in einem späteren Blog-Beitrag nochmal genauer thematisieren. Hier gibt es einen Verlauf von fast zwei Jahren und dementsprechend viel zu erzählen


