Na gut, bis zur einer Bauruine habe ich es wohl nicht geschafft, das wäre völlig übertrieben, schließlich hat meine aktuelle Wohnung ein Baujahr von ca. 2015. Und fast genau vier Jahre habe ich die Ehre gehabt, dort ein- und auszugehen. Und das ist nicht übertrieben, denn eigentlich ist es so ziemlich meine Traumwohnung. Nicht zu groß, nicht zu klein, keine Platzverschwendung durch lange Flure. Diese Wohnung hat genau das, was ich brauche. Ein neues und modernes Tageslicht-Bad, einen Keller, einen Balkon, einen praktischen Abstellraum, in dem auch die Waschmaschine Platz findet und so viele Fenster, dass es vor Helligkeit nur so spritzt. Trotzdem: Es ist an der Zeit, die sieben Sachen zu packen und auszuziehen. Da die sieben Sachen nicht gepackt, sondern entsorgt wurden, fehlt nur noch der Auszug.
Es gibt einiges zu tun
Der Vorteil an Traumwohnungen ist, dass man sehr einfach einen Nachmieter findet. Und so hat direkt der erste Interessent nach dem Immobilienscout-Inserat zugeschlagen und die Wohnung inklusive dem Abschlag für einige Einrichtungsgegenstände (primär Sofa, Kleiderschrank, Soundsystem und TV) übernommen. Das war sowas von smooth, dass ich es kaum glauben konnte. Nice ist auch, dass es so kurzfristig klappt. Vom ersten Treffen mit dem Nachmieter bis zu meinem Auszug sind am Ende keine sechs Wochen vergangen.
Schon vor vier Wochen gab es eine Art Vorabnahme in der Wohnung, samt Nachmieter und Vermieter. Und überraschenderweise (der Termin war auch mehr als spontan) sind ein paar Sachen aufgefallen, die ich trotz Übernahme von Möbeln und Tapeten noch fixen muss. Mit dem Großteil davon hatte ich aber sowieso schon gerechnet und mich grob darauf vorbereitet.
Upsi
Ich bin ja manchmal sowas von tollpatschig. Andauernd schmeiße ich etwas um oder runter. Es ist ein Wunder, dass meine iPhones am Ende doch mehr als ein Jahr halten. Früher, als die Displays noch nicht so stabil waren, war das nicht so. Ich lebte dann einfach mit dem zersplitterten Display anstatt permanent Displays tauschen zu lassen. Meine Freunde finden diese Tollpatschigkeit gleichermaßen lustig und nervig. Okay, meist mehr nervig. Immer, wenn ich mein allbekanntes Upsi rufe, dann tönt „was hast du denn jetzt schon wieder kaputt gemacht?“ zurück.
So kommt es, dass eine Wohnung, in der ich vier Jahres meines Lebens verbracht habe, gewisse Schäden aufweist, die es bis Auszug zu beseitigen gilt. Aber gehen wir das mal im Detail an und beginnen mit dem offensichtlichsten Punkt.
- Zerstörte Türzarge: Man bekommt einen geilen Biceps, wenn man jeden Tag auf dem Weg ins Bad ein paar Klimmzüge macht. Das war die Grundidee, die dazu geführt hat, dass ich eine Klimmzugstange an meiner Badezimmertür befestigt habe. Davon abgesehen, dass ich natürlich fast nie Klimmzüge gemacht habe, hat das tolle Gerät auch noch die Türzarge zerstört. Das Gerät funktioniert nämlich so, dass man es mit einer Art Schraubverschluss auseinanderdrückt, damit es zwischen den beiden Seiten der Tür hält. Nachdem ich beim Trainieren drei Mal auf dem Arsch gelandet bin, da ich die Stange plötzlich in der Hand hatte, habe ich sie dann so weit auseinander geschraubt, bis der Türrahmen laut „knack“ gemacht hat. Immerhin: Die Stange ist danach nie wieder abgefallen.
- Loch im Boden: Die Wohnung hat eine ganz komische Art von Boden. Es ist kein Parkett, es ist kein Laminat. Es ist eine Mischung aus allem, vor allem aber aus Plastik. Einzelne Bretter aus Plastik, die zusammengefügt sind. Das ist nicht sehr stabil und beim Verrücken von Möbeln, vor allem dem großen Sofa, gibt es sichtbare Spuren im Boden. Davon abgesehen, dass der Boden eh noch nie ein Schmuckstück war, fällt das trotzdem auf. Bei Amazon gibt es für diesen Zweck ein praktisches Reparatur-Set aus Wachs. Die passende Farbe darf man dabei selbst anmischen, wie im Youtube-Video erklärt wird. Und beim dritten Versuch hat das auch einigermaßen geklappt.
- Das geile Tesa-Band: Vor ein paar Jahren hat mir ein Mitarbeiter eines Baumarktes (ja, ich habe wirklich einen erwischt) eine neuartige Art von Tesa-Band gezeigt. Quasi eine Art Weiterentwicklung der Poster-Strips, die alles aushält. Damit kann man die Lampe an der Decke festkleben und die Musikboxen an der Wand. Es hält perfekt. Und es hält auch dann noch perfekt, wenn man die Musikbox wieder von der Wand entfernen will. Das Tesa-Band verharrt weiterhin an allen Wänden und es ist unmöglich, es wieder abzubekommen. Kein Abkratzen hilft, kein Anfeuchten hilft. Einfach nur Bombenfest.
- Der Box-Sack: Einen Box-Sack in der Wohnung zu installieren war ein Weiteres meiner Sport-Experimente. Auch wenn der Sack schon nach wenigen Tagen wieder entsorgt wurde, blieben die Riesen-Löcher in der Wand. Um so ein schweres Ding zu befestigen, muss man mit einem Schlagbohrer sechs XXL-Löcher in die tragende Wand bohren. Dank Gewalt und Abrutschen verdoppelt sich die Anzahl der Löcher.
- Edding: Was macht man, wenn man eine Wand in dunkler Farbe tapeziert und man am nächsten Morgen nach dem Trocknen der Tapete feststellt, dass man weiße Abstände zwischen den einzelnen Tapetenbahnen hat? Man macht zweierlei: Erstens ärgert man sich, dass man sich auch beim dritten Mal gegen einen Handwerker entschieden und es erneut selbst probiert hat. Manche Dinge lernt man nie. Zweitens kauft man einen Edding und malt die weißen Streifen zwischen den Bahnen einfach über, damit man sie nicht mehr sieht. Und das ist genau so lange praktisch, bis man die Tapete entfernt, die dunklen Streifen aber an der Wand verbleiben.
Tischler, Maler und Reinigungs-Marathon
Wenn ich aus der obigen Liste eine Sache gelernt habe, dann sind das in diesem Fall sogar zwei Sachen: Ich sollte keine Sport-Experimente in meiner Wohnung durchführen und ich sollte Renovierungsarbeiten nie auf eigene Faust versuchen. So habe ich mich entschieden, die Reparatur-Arbeiten an professionelle Kräfte auszulagern. Der Türrahmen wird durch einen Tischler repariert und die Wohnung nach dem Ausbessern aller Schäden in der Wand durch eine Malerfirma gestrichen.
Zum Schluss steht dann noch das große Reinemachen an. Auch hier habe ich mich für eine Firma entschieden. Da ich vier Jahre lang keine Fenster geputzt und keinen Backofen gereinigt habe, habe ich auch nun nicht vor, damit anzufangen. Ich glaube, das ist eine sehr gute Entscheidung, schließlich kann ich mit meiner Zeit auch sinnvollere Dinge anfangen, z.B. einen Blog-Artikel schreiben und nebenbei eine leckere Flasche billigen Rotwein verzehren.


