Nie hätte ich es bis vor kurzem noch für möglich gehalten, dass ich mal einen Artikel über Sport schreibe. Schließlich hasse ich Sport. Und das hat sich auch nicht geändert. Ich werde Sport immer hassen und auch nie sagen, dass Sport Spaß macht. Ich bin zudem der Meinung, dass die Menschen, die das behaupten, lügen. Naja, Sport machen muss ich trotzdem, das kann man sich als schwuler Mann nicht aussuchen.
Sechs Wochen lang durfte ich auf Grund einiger operativer Optimierungen an mir selbst keinen Sport machen; nicht mal das Tragen von Wasserkisten war erlaubt. Es dürfte euch nicht überraschen, dass mich ein Sport-Verbot eher freut als nervt. Die sechs Wochen sind allerdings um und ich darf wieder Sport machen. Oh nein, bitte nicht. Mein Zielgewicht habe ich erreicht und mit meinem Körper bin ich alles in allem recht zufrieden. Noch vor 4 Monaten hatte ich 20 kg mehr. Jetzt beginnt die schwere Zeit des Muskelaufbaus, schließlich lässt die oberkörperfreie Partysaison wohl nicht mehr lange auf sich warten, wenn die Inzidenz weiter sinkt. Doch welche Möglichkeiten findet man dazu als digitaler Nomade?
Fitness-Studios auf Reisen
In Hannover gibt es ein richtig cooles Fitness-Studio namens Aspria. Richtig cool deshalb, weil es das einzige Studio in Hannover ist, in dem man zwischen den Übungen Wein trinken kann. Die Bar ist nur 50m von der Hantelbank entfernt. Drei Übungen, ein Glas Wein, dann wieder drei Übungen, dann erneut ein Glas Wein, und so weiter. So macht das Training Spaß. Am Ende der Trainingseinheit darf man sich dann im endgeilen Wellness-Bereich verwöhnen lassen: Mit Saunen, Whirlpool und Schwimmbecken. Leider hat der Spaß seinen Preis und schlägt (bei monatlicher Zahlung und kurzer Kündigungsfrist) mit satten 140 Euro zu buche – wohlgemerkt pro Monat. Ohne Wein und Massagen.
Wenn man unterwegs ist, bringt es leider überhaupt nichts, dass es in Hannover dieses coole Studio gibt. Schließlich ist man überall anders, nur nicht in Hannover. Die Kette hat noch einige weitere Filialen in Hamburg, Berlin oder Brüssel, keine Weitere kommt aber an die in Hannover auch nur ansatzweise heran. Auf Reisen macht es also Sinn, sich für eine Kette zu entscheiden, die in möglichst vielen Städten in Deutschland vertreten ist. Und so viele gibt es da leider gar nicht. Am Ende bleibt primär McFit. Und jeder, der mal bei McFit trainiert hat, der weiß genau, welche Zielgruppe man sich mit monatlichen 15 Euro in das Studio lockt. Befindet man sich in der Umkleide, bekommt man alle Sprachen außer deutsch und englisch auf die Ohren. Im Trainingsbereich wird mehr gestöhnt als in einem Porno. Wirklich, das ist kaum mehr als 30 Minuten zu ertragen. Auf dem Parkplatz davor findet sich eine ganze Kollektion tiefer gelegter rostiger 3er BMWs. Ein paar neue Wagen sind auch dabei. Die Möchtegern-Proll-Zielgruppe leistet sich gerne nagelneue Sportwagen im sechsstelligen Bereich, um dann in einem Billig-Fitnessstudio zu trainieren und mit fünf Leuten in einer 40 Quadratmeter Wohnung zu leben.
Hat man kein Bock auf McFit, gibt es überregional nicht mehr wirklich viel. Wechselt man dann noch zwischendurch ins europäische (oder schlimmer: außereuropäische) Ausland, ist es ganz vorbei. Hier kann man dann auf die Methode umsteigen, dass man das Fitnessstudio einfach pro Besuch bezahlt. Auch wenn das in den deutschen Studios nicht ganz so verbreitet ist, klappt es im Ausland fast immer. Das kann übrigens schnell mit 10 bis 20 Euro pro Besuch zu buche schlagen. Ein schöner Körper ist halt teuer. Man sollte sich überlegen, ab welchem Punkt eine Fettabsaugung günstiger ist.
Eine andere Alternative für Reisewillige sind Dienste wie Urban Sports Club. Man zahlt einen monatlichen Beitrag an den Anbieter und kann dafür in vielen Locations verschiedenster Fitnessstudios trainieren. Auch Yoga, Massagen oder EMS sind bei den größeren Tarifen enthalten. Auch hier ist mal dann allerdings über 100 Euro monatlich los. Den Dienst habe ich bereits getestet. Leider sind auch hier eher die Billigheimer-Studios dabei. Aber nun gut, besser als Nichts.
Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht
Das geile am Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht ist, dass es es theoretisch je besser funktioniert, desto fetter man ist. Viel Gewicht hilft schließlich viel. Sehr viel Respekt für die Menschen, die es schaffen, mit 140 kg Schwungmasse noch 25 Liegestütze zu machen. Ich für meinen Teil wiege zwar keine 140 kg (mehr), allerdings schaffe ich auch keine 25 Liegestütze am Stück, sondern eher 3x zehn.
Für das Training zu Hause gibt inzwischen sehr viele Apps, die Bekannteste dürfte wohl Freeletics sein. Hat man gehofft, dass man beim Training zu Hause gegenüber dem Fitnessstudio auch noch Geld sparen kann, so funktioniert das zumindest in der Kombination mit Freeletics nicht. Das Ding ist schweineteuer. Dafür, dass man gezeigt bekommt, wie man seinen Körper perfekt quält, zahlt man dann noch viel Geld. Praktisch ist hierbei, dass man durch das Zuhause-Trainieren (ähnlich wie im oben erwähnten Studio) die Bar nicht weit hat. Der Wein-Workout kann beginnen.
Bei einigen Übungen ist es hilfreich, wenn man ein paar Hilfsmittel dabei hat. Da es auf Reisen generell suboptimal ist, Hanteln mitzuführen, sind leichte Fitnessbänder eine einfache Alternative. Diese gibt es in verschiedenen Stärken. Von kleiner Qual bis großer Qual. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Bänder ist, dass man den Partner damit geil auspeitschen kann, wenn er einen Hang zu BDSM hat, was bei mir selbstverständlich nicht der Fall ist.
Und jetzt der ultimative Profi-Tipp für alle, die von der Selbstgeißelung nicht genug bekommen können und den Kick am frühen Morgen lieben: Geht doch einfach mal um 6 Uhr morgens eine Stunde joggen. Bei jedem Wetter, egal ob Regen oder Schnee. Leute behaupten, es gäbe gar kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Es bleibt fraglich, ob diese Leute das immer noch sagen, nachdem man sie um 6 Uhr morgens bei -3 Grad Außentemperatur durch den ungestreuten Wald gescheucht hat. Das können sie dann ihrem behandelnden Arzt erzähle.
Motivation zur Selbstfolter
Als ich mal ein Foltermuseum besucht habe, habe ich vergeblich nach den Sportgeräten gesucht. Nicht alle Menschen sehen das scheinbar wie ich. Wenn man die letzten 15 Jahre betrachtet, habe ich wohl schon nach jedem Strohhalm gegriffen, wenn es darum geht, mich zum Sport zu motivieren. Größtenteils völlig erfolglos. Das Gute ist, dass es bei Schwulen ab einem Gewissen Alter völlig egal ist, ob man zu fett ist, da man dann grundsätzlich zu alt ist. Leider habe ich noch ein paar Jahre, bis das eintritt. Chirurgie und Botox sei Dank vielleicht auch noch ein paar Jahre länger.
Worauf ich aber eigentlich hinauswollte: Vor ein paar Jahren gab es mal eine App mit einem interessanten Konzept. Die Idee war, dass der Kunde immer dann eine Strafe bezahlt, wenn er nicht ins Fitness-Center geht und immer dann eine Belohnung bekommt, wenn er es tut. Man stellt z.B. die gewünschten drei Besuche pro Woche ein und es werden immer dann 10 Euro von der Kreditkarte abgebucht, wenn man diese nicht erreicht. Der Besuch wird dabei über GPS erkannt. Schafft man es, bekommt man einen (natürlich deutlich kleineren) Betrag gutgeschrieben. Funktioniert hat die App bei mir nicht. Nach Aspria-ähnlichen Kosten habe ich die App gekündigt.


