Updates von der Nomad-Front
Die ersten zwei Wochen meiner Testphase sind nun fast vorüber und ich bin wirklich froh, dass ich trotz kleinerer Rückschläge in der ersten Woche nach wie vor keinerlei Zweifel an meinem Plan hege. Es macht mich Tag für Tag glücklicher, die gefühlte Freiheit wächst von Stunde zu Stunde. In der ersten Woche hatte ich Momente, in denen ich stundenlang auf dem Sofa oder vor dem PC prokrastinierte. Nach ein paar Tagen hörte das aber auf und ich fing an, die Ruhe zu genießen. Ich bin ein Mensch, der Stress braucht und durch diesen lebt. Daher fällt es mir besonders schwer, ohne den täglichen Stress zu leben.
Ich slowe down. Kann man das so sagen? Innerlich sowieso äußerlich. Bei Spaziergängen hetze ich nicht mehr, sondern gehe langsam und gemütlich und achte dabei viel mehr auf meine Umgebung. Mir entgeht viel weniger, auch bei Telefongesprächen mit Freunden oder Familie. Ich bin aufmerksamer, aber auch nachdenklicher. Ich hinterfrage jede noch so kleine Aktion in meinem Leben, alles kommt auf den Prüfstand. Das Gefühl, jetzt alles zu ändern, ist magisch.
From zero to hero, from ex-boyfriend to boyfriend
Wo wir gerade beim Thema magisch sind, gibt es eine noch sehr viel wichtigere Änderung: Ich habe meine Liebe zurück. Nachdem ich Anfang letzter Woche einen längeren Artikel über meine Gefühle geschrieben hatte, bin ich am Donnerstag nach Frankfurt gereist, um das Gespräch zu suchen. Und sagen wir es mal so: Lange Gespräche und einige Orgasmen später kann ich das böse Ex-Wort nun wieder aus meinem Leben streichen. Den Großteil aller Dinge und Gedanken konnten wir klären und waren am Ende der gemeinsamen Ansicht, dass unsere Ziele doch nicht so weit auseinander sind wie vermutet.
Wir upgraden unsere Beziehung auf das Level 2.0. Level 2 ist viel ortsunabhängiger als Level 1. Und Level 2 ist sehr viel intensiver als Level 1. Ich bin wirklich sehr glücklich mit der Entscheidung. Beide hatten ihr Liste und Vorstellungen von der Zukunft. Und beide hatten ähnliche Dinge auf besagter Liste stehen. Natürlich ist es wichtig, dass wir uns regelmäßig (also nicht weniger als vorher) sehen. Natürlich machen wir zusammen Urlaube und besuchen uns gegenseitig. Und wie ist das mit dem Sex, wenn wir uns doch mal mehr als zwei Wochen nicht sehen können? Am Ende hat die Liebe gesiegt. Vor ein paar Wochen hätte ich das nicht für möglich gehalten, doch wir brauchen uns einfach.
Groß am Plan ändern wird das nichts, ich werde lediglich ein bisschen zusätzliche Zeit in Frankfurt einplanen, um meinen wiedererlangten Partner beim Projekt Wohnungskauf und -Umbau zu unterstützen. Meine handwerkschaftlichen Fähigkeiten belaufen sich zwar auf Null, aber das mache ich mit meiner Kreativität und Verrücktheit locker wett.
Iteration des Reisegepäcks: Weniger ist mehr
Zum Thema Verbesserung des Reisegepäcks hatte ich bereits in einem Buch etwas gelesen. Angeblich verbessert man das Gepäck nach den ersten paar Wochen unterwegs Stück für Stück und verbannt weitere Dinge. Und genauso ist es gekommen, sogar deutlich schneller als erwartet. Eigentlich war ich überzeugt davon, meinen Apple TV mit auf die Reise zu nehmen. Nun wird er aus dem Gepäck entfernt. Wenn man wirklich Netflix gucken will, kann man das auch mit dem Macbook. Und praktischerweise kann man dieses im Gegensatz zum Fernseher sogar noch überall mit hinnehmen, z.B. ins Bett oder in den Zug.
Der Apple TV ist nicht das einzige, was mein Gepäck verlassen muss: Ein Großteil der Medikamente kommt weg. Da ich meinen Beruf nun liebe, kann ich gar nicht so viel Übelkeit und Kopfschmerzen verspüren, wie ich mit den Medikamenten ausgleichen könnte. Auch reduziert wird ein weiteres paar Schuhe. Ich reise mit nur 3 Paaren. Wow, wenn man bedenkt, dass ich noch vor 3 Monaten über 30 Paare besaß. Und in den drei Paaren sind sogar die Sportschuhe enthalten.
Statt 7 kurze Hosen beschränke ich mich auf 4, statt 4 Pullovern auf 2. Die 14 T-Shirts werde ich leicht auf 18-20 erhöhen, allerdings auch einige ersetzen, die nicht mehr schön sind oder nicht mehr passen. Durch den eingesparten Platz werde ich eine komplette Tasche weniger brauchen. Läuft meine aktuelle Reise noch mit großem Reisekoffer plus großer Nike-Sporttasche, wird der nächste Abschnitt nur noch mit dem Koffer begangen. Es sind immer noch so viele Dinge überflüssig, dass ich am Ende gerade so den großen Koffer voll bekomme. Wieso soll ich ein Handtuch mit mir rumschleppen? Eine Jogginghose reicht, die Zweite ist sowieso hässlich und out. Bei meiner Frisur brauche ich kein Haarschneidegerät und sogar ohne Nasenhaarschneider kann ich überleben.
Vorbereitung des Auszugs
Wenn ich nach Ende meiner Testphase nach Hannover zurückkehre, habe ich noch drei Wochen Zeit, um alles zu regeln, was mit der Wohnung zu tun hat. Der Mietvertrag mit dem Nachmieter ist so gut wie fertig, alles Vertragliche ist bereits geregelt. Handwerker und Reinigungskräfte sind beauftragt, ein kleines Lager für meine Wintersachen ist angemietet. Nun muss nur noch alles in den Zeitplan eingearbeitet werden. Ein paar Dinge wie Bett oder Waschmaschine müssen noch verkauft werden, ein paar andere Dinge müssen entsorgt oder verschenkt werden. Alles in allem hält sich der Aufwand aber in Grenzen, auch wenn die letzten paar Tage hektisch werden könnten. Ich freue mich schon auf die Schlüsselübergabe, denn am Ende habe ich wieder ein paar Dinge weniger, nämlich die Schlüssel.
Nach längerem hin- und herüberlegen habe ich mich bewusst dafür entschieden, Handwerker und Reinigungskräfte zu beauftragen, anstatt alles selbst zu machen. Natürlich könnte ich auch selbst die Fenster putzen oder den Backofen reinigen, aber es hat schon seinen Grund, dass ich das in vier Jahren in der Wohnung genau Null Mal getan habe. So wird es auch in den letzten Wochen nicht dazu kommen und ich halte die Investition in Dienstleister an dieser Stelle für mehr als gerechtfertigt, auch im Sinne von Vermieter und Nachmieter. 1.000 Euro weniger für Champagner, schade.
Nächste Ziele als Wohnungsloser
Es fühlt sich komisch an, sich selbst als wohnungslos zu bezeichnen. Bei dem Wort denke ich eher an Jemanden, der ungeduscht auf der Straße lebt und schon Mittags die ersten drei Dosen billigen Oettinger-Bieres intus hat. Oder Jemanden, der mit Cent-Beträgen die kleinen Vodka-Flaschen im Supermarkt an der Kasse leerkauft. Ich hingegen dusche regelmäßig und trinke Mittags nur Rotwein oder Gin Tonic. Okay, vielleicht mal einen Vodka Red Bull, aber dann zumindest mit Absolut Vodka. Die kleinen Vodka-Flaschen der Supermarkt-Kasse kaufe ich übrigens nur deswegen nicht, um mich nicht als Wohnungsloser zu fühlen. Den Flachmann habe ich aus ähnlichem Grunde von meiner Einkaufsliste gestrichen.
Bisher ging meine Planung nur bis zum 15. Juni – das ist der Tag der geplanten Wohnungsübergabe. Da der Termin näher kommt, lichten sich die Wolken in meinem Kopf und die Planung geht in die nächste Phase. Die nächste Phase sieht eine Kombination aus Frankfurt, Berlin, München und einem ausgiebigen mega geilen Sommerurlaub gemeinsam mit tollen Freunden vor. Sommerurlaub auf Mykonos, in Barcelona und in Sitges. Fast ein ganzer Monat voller Partys, Drinks und einer übertriebenen Menge Sonne. Wenn das kein geiler Start ist.


