Ein männlicher Beitrag muss her: Ich und Autos. Es gab Zeiten in meinem Leben, da bin ich einfach nur sinnlos mit dem Auto rumgefahren, um auf andere Gedanken zu kommen. So ein Auto war für mich einer der Inbegriffe der Freiheit. Für viele Menschen ist er das auch, vor allem wenn man eher ländlich wohnt. Ich war immer ein Verfechter der „niemals ohne Auto“-Fraktion.
Heute, fast 18 Monate ohne Auto, hat sich meine Einstellung dazu grundlegend geändert. Und das obwohl ich immer noch kein Fan von öffentlichen Verkehrsmitteln bin. Wenn man schon morgens um 7 Uhr besoffen in der U-Bahn sitzt, kann man doch zumindest vorher duschen und sich die Zähne putzen.
Der Landkreis-Rekord
Autos waren schon mit mir auf Kriegsfuss, seit ich den Führerschein gemacht habe. Mein Fahrlehrer hat damals behauptet, ich hätte den Rekord für die höchsten Führerschein-Kosten im Landkreis Gifhorn gebrochen und somit mehr gezahlt als alle jemals angemeldeten Frauen in der Fahrschule. Ganze 3.600 Euro hat mein Führerschein gekostet, und das obwohl ich sowohl Theorie als auch Praxis beim ersten Versuch bestanden habe. Vielleicht habe ich zu gerne mit dem Fahrlehrer diskutiert, warum ich lieber in der Mitte der Fahrbahn als weiter rechts am Rand fahre.
Das Budget für Führerschein inklusive des ersten Autos betrug ziemlich genau 5.000 Euro, welche zum Großteil aus den Geschenken zur Konfirmation und ein paar Ersparnissen bestanden. Nun ja, es blieben nur 1.400 Euro für das Auto übrig. Also musste ich sparen und drauflegen, schließlich hat mein erstes Auto, ein roter Fiat Punto, mit 3.900 Euro zu buche geschlagen. Da stand ich dann also – mit einem roten Auto, einem Führerschein und der Freiheit im Gepäck.
Und die Serie begann…
Bevor ich einen Artikel schreibe, mache ich mir stichpunktartig Notizen, auf welche Themen ich eingehen möchte. Im Fall des Auto-Themas wurde dabei klar: Krass, es gibt um die 100 Gründe, warum ich kein Auto fahren sollte. Die Stichpunkte überstiegen meinen Horizont.
Meine Karriere als Autofahrer begann mit einem Führerscheinentzug. 95 km/h innerorts sind angeblich zu schnell. Es folgten vier Wochen ohne Führerschein, eine Nachschulung und vier Jahre Probezeit, die ich mit Mühe und Not überstanden habe.
Viele Jahre später hatte ich mehr Glück als Verstand, als ich deutlich schneller in der Stadt unterwegs und an einer Ampel von einem Zivil-Polizeifahrzeug gestoppt wurde. Der sichtlich verärgerte Beamte fuhr mich mit „wieso fahren sie mit 120 km/h in der Stadt?“ an. Mein Argument: „Ich habe darauf geachtet, nie schneller als 100 zu fahren“ überzeugte ihn nicht, er schrie nur: „Hier ist 50!„. Glücklicherweise gab es keine Aufnahmen und ich durfte meine Fahrt im gemächlichen Tempo fortsetzen.
Der rote Fiat hat mir Freude bereitet. Für den Mitarbeiter an der McDrive-Ausgabe war es sicher lustig mit anzusehen, wie die Scheibe der Fahrertür bei Betätigung des elektrischen Fensterhebers nicht wie vom Hersteller vorgesehen langsam herunterfuhr, sondern mit einem Riesen-Karacho und innerhalb einer halben Sekunde in der Tür verschwand. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass das Fenster dann nie wieder hochfuhr. Die Rache am darüber lachenden McDonalds-Mitarbeiter kam einige Zeit später, als mein Rückwärtsgang versehentlich mit der Leuchtreklame des gleichen Restaurants kollidierte. Ich pflege in solchen Situationen immer „Upsi“ zu sagen.
Eine Mischung aus Unterdruck und Rost sorgten im weiteren Verlauf dafür, dass sich besagtes Automobil irgendwann partout nicht mehr betanken lassen wollte. Erst Gewalt und und eine Werkstatt sorgten für die Öffnung der Öffnung.
Nachdem meine Selbstständigkeit fahrt aufnahm, ersetzte ich das rote Auto durch meinen ersten Neuwagen: Einen blau-grünen smart forfour. Ich habe dieses Auto abgöttisch geliebt. Drei Jahre bin ich ihn gefahren, einen Traum aus Plastik und Elektroschrott. Die Pannen hielten sich die Grenzen. Ich erinnere mich nur an das eine Mal, als ich beim rückwärtigen Ausparken einen kleinen Poller übersah, der die Heckklappe samt Scheibe in tausend kleine Glassplitter wandelte.
Auch mein darauf folgendes Auto, ein weinroter 5er BMW (die Farbe war mega!), hat meine Probleme mit Pollern zu spüren bekommen. Schon nach weniger als 2 Wochen gab es den ersten Schaden, weil ich davon ausging, dass die Einparkhilfe auch niedrige Objekte erkennt. Das stellte sich als Irrtum heraus.
Erdnuss-Geruch
Wenn es im Auto nach Erdnüssen riecht, dann ist es die Kupplung. Das habe ich gelernt, schließlich habe ich es innerhalb von 36 Monaten geschafft, drei Kupplungen zu schrotten. Mein Fahrlehrer hatte mir trotz intensivster Fahrstunden nicht beigebracht, dass man die Kupplung an der Ampel loslassen sollte. Bezahlt habe ich diese Schäden nicht, BMW tauschte die Kupplungen auf Garantie aus. Ob die wohl wussten, dass der Fahrer auch zu blöd sein kann?
Dieses geile Auto hatte eine Lüftung im Kofferraum, die sehr hilfreich ist, wenn man mit zwei Leuten mehr zu einer Party fahren möchte, als laut Fahrzeugschein vorgesehen ist. Auf dem Rückweg einer anderen Party von der Polizei angehalten habe ich auf die Frage „wo kommen Sie denn her?“ mit „Schwule Sau“ geantwortet. Es war nicht einfach, der Polizistin zu erklären, dass es sich dabei um eine Discothek in Hannover und nicht um eine Beleidigung handelt.
Auch mein letztes Auto war wieder ein BMW. Ein grauer 5er, dieses Mal als Kombi, da ich langsam alt wurde und ein Kombi der perfekte Match ist. Um die fünf Jahre bin ich ihn gefahren. Und auch hier habe ich es geschafft, einen absurden Schaden zu verursachen. Der war sogar so absurd, dass BMW nicht nur nach Ablauf der Garantie die Reparaturkosten von über 20.000 Euro übernommen hat, sondern auch extra einen Experten aus München eingeflogen hat, um das Problem zu analysieren. Das verdammte Schwungrad hatte sich entschieden, in 1.000 Teile zu zerspringen und dabei den halben Motorraum durch fliegende Splitter zu zerstören. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich weder, was ein Schwungrand ist, noch wofür man es braucht. Und heute habe ich das auch wieder vergessen. Aber den Namen weiß ich noch: Das Ding heißt Schwungrad.
Der letzte Schaden vor Verkauf meines letzten Autos war ein plötzlich verschwindender Seitenspiegel auf der Hildesheimer Straße in Hanover. Natürlich sind Autospiegel viel aufwendiger zu ersetzen, wenn sie beheizt und elektrisch verstellbar sind. Danke Merkel.
Und auch wenn ich bis heute öfter mal einen Leihwagen oder Carsharing fahre, ging dabei nie etwas schief. Alles blieb heil, es kamen nie Personen zu Schaden. Für mich die ideale Lösung. Und wir brauchen ja nicht darüber reden, dass das auch noch bares Geld spart.
Und was hat das alles mit der SPD zu tun?
Bisher keine Verbindung zur SPD, stimmt. Und ich möchte auch nicht behaupten, dass meine Autofahrkünste so schlecht wären wie die SPD, denn das ginge zu weit. Meinen Freunden ist trotzdem sehr gut bekannt, dass ich kein großer Anhänger der selbsternannten Genossen bin.
Während eines Wahlkampfes vor ca. 10 Jahren sah ich in einem Online-Magazin eine sehr geile Satire in Form von Fotomontagen gängiger SPD-Wahlplakate. Diese druckte ich aus und klebte sie großflächig in meine Windschutz- und Seitenscheibe, als ich den Wagen direkt vor dem Haupteingang der Parteizentrale Hannovers abstellte. Am Folgetag hatte ich ein Loch in meiner Motorhaube. Da hat sich doch wirklich jemand die Mühe gemacht, mir den Spaß an der Aktion mit Hammer und Meissel zu verderben. Ich muss trotzdem sagen, dass sich die Kosten für die Reparatur im Verhältnis zum Spaß mehr als gelohnt haben.
Sorry für alle Fans der SPD. Lest den Absatz einfach nochmal und ersetzt die Partei durch eine beliebige Andere. Das hier ist kein Politikblog, ich erzähle die Geschichte lediglich so, wie sie sich zugetragen hat.


