„Ist dir eigentlich nie langweilig?“ Ehrlich gesagt nein, und wenn dann nur sehr selten. Wenn es doch mal so sein sollte, betrachte ich das einfache Nichtstun nicht als Langeweile, sondern als Zeit der Entspannung. Ich bin unglaublich gerne alleine, mache Spaziergänge ebenfalls am Liebsten alleine.

Wonach sucht man im Leben? Welche Ziele hat man im Leben? Man will doch einfach nur glücklich sein oder werden. Ganz ehrlich, das ist doch völliger Bullshit. Wie soll soll ich denn wissen, was ich suche oder will? Lieber lebe ich im hier und jetzt als in einem imaginären Traum in zeitlich nicht näher definierter Zukunft. Na klar braucht man kurzfristige Ziele, vor allem beruflich. Man sollte wissen, an welchen Projekten man arbeiten will und wie man sein Geld verdient. Und auch, wohin man in den nächsten Tagen/Wochen reisen will und was man essen möchte. Aber in zehn Jahren? Nein! Und es würde sowieso nie so werden, wie man es sich eingangs vorgestellt hat.

In einem sehr schlauen Buch, dass ich gerade gelesen habe und welches als eine Art Bibel für digitale Nomaden bezeichnet wird, ist viel von den Begriffen Ziele, Langeweile, Begeisterung & Glück die Rede.

Demnach ist es vor allem die Begeisterung, die uns am Leben hält und dafür sorgt, dass wir glücklich sind. Geht man einer Sache begeistert nach, so freut man sich jeden Tag aufs neue, eben dieser Sache nachzugehen. Und das kann genauso ein Urlaub wie ein Arbeitsprojekt sein. Das Gegenteil von Begeisterung ist die Langweile. Wenn einem bei der Arbeit langweilig ist, dauert es nicht lange, bis die Unzufriedenheit steigt und man flüchten möchte. Ähnlich übrigens in Beziehungen.

Begeisterung

Nach dem ganzen einleitenden Geschwirbel komme ich nun auf den Punkt zu sprechen, dass ich mir natürlich genaue Gedanken darüber gemacht habe, was mich begeistert.

Es begeistert mich, die volle Kontrolle über mein Leben zu haben. Theoretisch haben wir das alle, die meisten Menschen sind sich dessen nur nicht bewusst oder ignorieren die Tatsache einfach. Freiheit fängt im Kopf an, jedoch bedarf es wohl einiger Kniffe, um sich von den ganzen modernen (oder auch altmodischen) Fesseln der heutigen Gesellschaft zu befreien.

Es begeistert mich, diesen Kram aufzuschreiben. Die ganzen Gedanken, die mir im Kopf herumschwirren, zu Papier (bzw. als Minimalist natürlich auf HTML) zu bringen. Ich kann aktuell nicht damit aufhören, obwohl ich noch ganz am Anfang der Reise stehe.

Es begeistert mich (aktuell), Gegenstände in meiner Umgebung loszuwerden. Völlig egal ob es ein Kugelschreiber, ein T-Shirt oder eine Schrankwand ist. Klingt doof, aber für mich ist jeder schwindende Gegenstand eine Alt Multiplikation meiner bevorstehenden Freiheit. Wenn alles weg ist, schwenkt die Begeisterung hoffentlich dahin um, mit deutlich weniger Dingen auszukommen. Das mit der Schrankwand war übrigens nur ein Beispiel, so wenig Geschmack habe ich schließlich auch nicht.

Die größte Befreiung aller Gegenstände war übrigens der Gegenstand, mit dem ich ganz zu Beginn angefangen habe: Das Auto, welches ich bereits Ende 2019 verkauft habe. Es stellte sich raus, dass ich es nicht vermisst habe, obwohl es fünf Jahre an meiner Seite verweilte. Aus Freude am Verkaufen.

Es begeistert mich, nicht zu wissen, wo ich in 12 Monaten bin. Das ist wohl der wichtigste Punkt. All das, was ich für meine Reise brauche, habe ich bereits: Mich selbst. Okay, und vielleicht einen kleinen Koffer und ein bisschen Geld.

Langeweile

Aus dem Einen ergibt sich nicht automatisch das Andere. Wenn mich eine Sache nicht begeistert, langweilt sie mich nicht. Der Großteil von allem liegt wohl in der Mitte. Jedoch bin ich mir auch ein paar Tatsachen bewusst, die mich wirklich langweilen (und somit längerfristig unglücklich machen).

Es langweilt mich, jeden Tag die gleichen Nachrichten zu lesen: Morgens nach dem Aufstehen wird das Handy gezückt. Auf dem Display liest wieder und wieder die gleichen Nachrichten. Das nervt einfach nur und es sind in den meisten Fällen überflüssige Informationen. Überflüssige Informationen, die negativ sind. Katastrophen verkaufen sich halt viel besser als schöne Dinge. Besser: Sich stattdessen eine halbe Stunde einen geilen Porno reinziehen.

Es langweilt mich, jeden Tag die gleichen Dinge zu tun und die gleichen Orte zu sehen. Wenn ich morgens ins Büro gegangen bin, habe ich versucht, den Weg immer etwas anders zu gestalten, es führen schließlich viele Wege in Büro. Viel mehr als zehn Wege waren es leider nicht.

Es langweilt mich, mich für jeden Scheiß rechtfertigen zu müssen. Größtenteils weiß ich ganz genau, was ich tue. Das gilt sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Und es strengt an, die Gründe für mein Handeln immer wieder zu erläutern und darzustellen.

Es langweilt mich, dass ich mich zu viel über andere Menschen ärgere. Das kann ich mir schwer abgewöhnen und kommentiere es immer mit „ich hasse Menschen“. Einfach mal richtig in die Fresse hauen… das würde ich selbstverständlich nie tun. Und es hilft nicht, gegen Blödheit ist noch kein Kraut gewachsen. Gewisse Leute ändern sich nicht und es geht mich auch nichts an.

Wenn ich irgendwann mal im Sterben liege und mich einer der dann im Idealfall existierenden Begleitenden danach fragt, was das Verrückteste war, was ich in meinem Leben je gemacht habe, dann möchte ich, dass mir so viele Sachen einfallen, dass ich es nicht mehr schaffe sie aufzuzählen, bevor ich diese Welt verlasse. Ob das wohl möglich ist?