Es ist einfach sehr sehr geil. Der erste Schritt ist geschafft, ich habe mein Büro erfolgreich aufgelöst. Und das sogar einen Monat vorher als geplant. Anfang des Jahres, als ich die verrückte Idee hatte, alle Gegenstände in meinem Haushalt zu zählen, habe ich mit dem Büro begonnen – und es waren nur knapp 100 Gegenstände. Das machte es natürlich einfacher, da ich mich nur dieser 100 Dinge entledigen musste. Gesagt und getan. Dank eBay und ein paar Bekannten war es innerhalb von nur drei Wochen erledigt.
Was ich jetzt nicht mehr zu meinem Besitz zählen darf sind einige IT-Fachbücher, ein höhenverstellbarer Schreibtisch und Ikea-Aktenschränke. Die Schreibtischlampe verweilt an einem besseren Ort. Ich musste mich immer wieder daran erinnern nicht daran zu denken, was das alles mal gekostet hat. Schließlich habe ich das Büro nur ca. ein Jahr benutzt und zu Beginn alle Büromöbel und technische Gerätschaften neu angeschafft. Wusstet ihr, dass man Büromöbel über 13 Jahre abschreibt? Welcher Honk sitzt bitte 13 Jahre am gleichen Schreibtisch? Also wenn wir jetzt mal vom Finanzbeamten absehen.
Beim Thema Beamten fällt mir eine interessante Anekdote an, die sich vor ein paar Jahren im Gewerbeamt einer nicht näher benannten Landeshauptstadt in Niedersachsen ereignete. Ich hatte einen persönlichen Termin für eine Gewerbeänderung und mich im vornherein gewundert, warum man telefonisch so schwer jemanden erreicht. Die Auflösung wurde mir im Laufes des Termins bewusst: Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemals einen Menschen gesehen, der sich so wenig vom pausenlos klingelnden Telefon gestört fühlt. Bis heute ist es mir ein Rätsel, wie man es schaffen kann, bestimmte Tonfolgen perfekt zu ignorieren. Wird das im Rahmen der Beamtenlaufbahn gelehrt? Respekt!
Entsorgung ohne Gewissen
Beschleunigt hat die Leerung des Büros wohl auch die Tatsache, dass ich beim Thema Wegschmeißen nicht mehr ganz so zimperlich vorgehe wie noch zu Beginn. Natürlich hätte ich das Laminiergerät verkaufen oder verschenken können. Um Zeit und Nerven zu sparen, habe ich mich allerdings dazu entschieden, es in den Büro-Papierkorb zu donnern. Gleiches galt für den Garderobenhalter und die schlichte Wanduhr. Irgendwann war der Papierkorb voll und ich fasste den Entschluss, diesen gleich mit zu entsorgen. Wieder ein Gegenstand weniger.
Eine Sache war jedoch nicht sehr nachhaltig: Einen ganzen Sack mit Pfandflaschen (primär Red Bull Dosen) habe ich ebenfalls in die Restmülltonne gehauen, weil ich keinen Bock hatte, mich wie ein Penner im Penny am Pfandautomat anzustellen oder die Pfandartikel alternativ durch die halbe Stadt zu schleppen. Ja, ich weiß, man hätte das auch spenden können und es gibt genug Menschen, denen es schlechter geht als mir. Daher muss ich nun mit dem Gewissen leben, einen Bargeldersatz im Wert von ca. zehn Euro weggeschmissen zu haben. How dare you.
Als ich das Büro im März oder April 2020 bezogen habe, war mein erstes richtiges Möbelstück eine Minibar in Form eines Globus. Wirklich hübsch, allerdings habe ich sie im kompletten Jahr nur ein mal benutzt – und das selbstverständlich erst nach 18 Uhr. Damit sie nicht leer ist, hatte ich ein paar Flaschen aus meiner deutlich größeren Hausbar hineingestellt. Bei der Büroauflösung habe ich mich daher gleich doppelt gefreut: Zum einen hatte ich eine volle Flasche Absolut Vodka zur Rettung des kommenden Wochenendes und zum anderen das perfekte Geschenk für den 60ten Geburtstag meines Stiefvaters – eine 85 Euro teure Flasche Whisky. Keine Ahnung, wer mir die mal geschenkt hat, aber ich hoffe er liest hier nicht mit.
Too much: Zählen der Gegenstände
Ich habe es nicht fertiggebracht, auch alle Gegenstände in meiner Privatwohnung zu zählen. Das war mir dann doch too much. Unglaublich aber wahr, es gab eine Sache im Rahmen des Minimalismus, die mir zu viel war. Geschätzt wären es nicht mehr als 1.000 Sachen geworden, was nur zehn Prozent des europäischen Durchschnitts entspricht. Tausend Sachen sind trotzdem sehr viel.
Man zählt dabei nicht jedes Wattestäbchen, aber man zählt jedes Besteckstück. Besteckstück ist ein interessantes Wort. Am Ende entschied ich, dass sich der Zeitaufwand für das Zählen nicht lohnt und ich die Zeit lieber in das Aussortieren stecken sollte. Das habe ich auch getan. Und ich bin mir sicher, dass ich inzwischen an der 500 kratze. Noch wenige Wochen, dann muss das gegen Null tendieren, aber ich übe ja noch.


