Dass ich zu Schwankungen in meinem Körpergewicht neige, hatte ich bereits erwähnt. Es gibt den wirklich fetten Steffen (BMI 30+), den normalen (nur etwas zu fetten) Steffen (BMI 25-27) und den seltenen Steffen (BMI unter 25). Für alle drei Versionen gab es in meinem Kleiderschrank Hosen und Shirts.
Kennt ihr das, wenn man etwas kauft, dass viel zu klein ist, um es als Motivation für eine Diät zu nutzen? Nein? Ist auch besser so, denn das ist völlig bescheuert. Nichts desto trotz habe ich das natürlich trotzdem getan (bzw. versucht). Und so kam es, dass mein Kleiderschrank zwar nicht voll, aber doch ausreichend gefüllt war. Es kam der Zeitpunkt, dass ich mich für eine der drei Steffen-Varianten entscheiden musste. Ratet mal, welche ich genommen habe. Zu fett sein ist als Schwuler Mann sowieso verboten. Kleinere Klamotten haben zudem den Vorteil, dass mehr davon in einen Koffer passen.
Getreu dem Motto „entweder packst du jetzt deine Tasche und fährst oder du packst deine Tasche und gehst“ haben mich im Anschluss 2/3 meiner Klamotten verlassen müssen. Ein Großteil der Sachen war zu groß, zu klein, nicht mehr schön genug oder völlig schrecklich. Wie konnte ich nur jemals Camp David tragen? Vielleicht wollte ich eine asoziale Version meiner Selbst simulieren. Ab in die Tonne! Ich hoffe, dass sich das Personal der Altkleidersammlung nach dem Auffinden nicht beleidigt fühlt.
Ein wichtiger Tipp, der beim Ausmisten gilt: Niemals darüber nachdenken, wie viel etwas mal gekostet hat. Das ist eh nicht mehr zu ändern. Das Argument "das war aber mal voll teuer" rechtfertigt weder hässliche Echtholz-Möbel aus Buchenholz noch Camp David.
Im Badezimmer wurde es einfacher
Durch meine letztes Jahr durchgeführten Übungen im Bereich des Mimimalismus und mein inneres Drängen auf Gleichheit und Ordnung war mein Badezimmer längst nicht so überladen, wie ich befürchtet hatte. Ich besitze zum Beispiel nur exakt zwölf Handtücher zum Duschen, die auch noch alle genau gleich sind, nämlich neutral weiß.
Aber was im Himmel soll ich bitte mit Nagellack angefangen? Bääm, ab in die Tonne. Haarspray, wofür bitte? Auch in die Tonne. Für die Faltencreme, die nebenbei bemerkt seit 2016 abgelaufen war, ist es inzwischen zu spät, also ebenfalls in die Tonne.
Zum Schluss habe ich die Tonne gleich mit entsorgt. Ich brauche keine Extra-Mülltonne im Badezimmer; die in der Küche darf auch für Badezimmer-Artikel herhalten. Und wieder ein Gegenstand weniger. Ich hielt Mülltrennung sowieso schon immer für eine Erfindung der Politik, um gelangweilte Hausfrauen zu beschäftigen.
Die einzige Sache, die ich in meinem Badezimmer liebe, sind Duschgels. Ich mag die Abwechslung der verschiedenen Gerüche, idealerweise verwende ich jeden Tag eine andere Sorte. So kommt es, dass ich mindestens 15 davon besitze. Die werden nicht weggeschmissen, sondern auf die „verbrauche ich bis zum Start der Testphase„-Liste geschrieben. Nur das Neukaufen muss ich mir verkneifen, was eine wirklich schwere Prüfung für mich wird. Erdbeerduft, Zitrone oder was frisches mit Regenbögen auf der Verpackung. Das werde ich vermissen.
„Ich stinke ja gar nicht“
Keine Angst, nun kommt kein Geständnis, dass ich entschieden habe, nicht mehr zu duschen oder kein Deo mehr zu verwenden, um Geld bzw. Gegenstände einzusparen. Aber es geht tatsächlich in die gleiche Richtung.
Wenn man mich nach meinem Duft fragte, antwortete ich meist nur ganz stumpf mit „das ist Douglas„. Und in der Tat kannte ich die Namen meiner Parfüms nicht. Viele Leute tun das. Und wenn ich Leute sage, meine ich nicht nur Frauen. Ich hatte zeitweise über zehn verschiedene Düfte im Schrank stehen und mich morgens so dermaßen damit eingedieselt, dass man auf die Idee hätte kommen können, dass ich gewissen steuerpflichtigen Nebenbeschäftigungen nachgehe.
Irgendwann war ein Flakon (das Wort wollte ich schon immer mal benutzen) leer und ich habe einfach Keines nachgekauft. Nach ein paar Monaten waren dann alle aufgebraucht. Zu meiner eigenen Überraschung musste ich dann erstens feststellen, dass ich auch ohne Parfüm nicht stinke und zweitens, dass diese Kleinigkeit mal richtig viel Geld spart. Mindestens 100 Euro pro Monat, 1.000 Euro pro Jahr oder 10.000 Euro in zehn Jahren. Das Geld kann viel besser in die Art von Alkohol investiert werden, die im Hals statt auf der Haut endet.
Mein Freund hat mir 2020 ein Parfüm geschenkt. Ich habe mich riesig gefreut, denn selbst hätte ich keines mehr gekauft. Für alle, die es interessiert und die mir eine Freude machen wollen: Meine Lieblingsdüfte sind Hynose von Lancome und Jose von Eisenberg. Und nein, das wusste ich nicht auswendig. Selbstverständlich nicht, niemals.
Reinste Dekoration: Die Küche
Etwa 3,5 Jahre wohne ich nun in meiner formschönen Wohnung in Hannover-Mitte. In den ersten zwei Jahren davon habe ich die Küche so in etwa fünf bis zehn mal benutzt, 80% davon für Nudeln, was bekannter Weise kein Kochen ist. Eigentlich hasse ich kochen. Das hat man mir auch angesehen: Viel Fastfood, jede Menge Lieferando. Gefrühstückt habe ich nie, bis heute mache ich das nicht. Mit Intervallfasten ist das schlicht nicht kombinierbar. Die schöne weiße Hochglanzküche war also mehr Dekoration als täglich genutzter Gegenstand.
Da ich auch was meine Ernährung angeht Experimenten nicht abgeneigt bin, sammelt sich über die Zeit jede Menge Kram an: Der Smoothie-Maker, der Shaker für die Protein-Shakes und der obligatorische Nicer Dicer für das Schneiden von Gemüse. Als würde ich jemals Gemüse auch nur angucken. Selbst gefälschte Tupperdosen haben es in meine Küchenschränke geschafft. Gefälscht daher, weil ich mir schon als Kind geschworen haben auf dem Tupperware-Gebiet nicht so zu werden wie meine Mutter.
In meinem oberen Küchenschrank befanden sich mehr Servietten als ich je hätte Orgasmen haben können. Und mit den Shot-Plastikbechern könnte ich über drei Jahre täglich eine Urinprobe abgeben. All das erfuhr die Entsorgung. Küche fast leer: Check ✓
Achja, beim Thema Küche darf ich eines nicht vergessen: In meinem ersten Blog-Artikel hatte ich die zwölf Gabeln erwähnt, die man nicht braucht. Inzwischen sind es nur noch sechs Gabeln. Und sechs Messer. Und sechs Teller, und sechs Löffel. Und null Knoblauchschneider.


