Das Beitragsbild kam mir sehr passend vor. Es steht mir ein langer Weg bevor, der nicht nur manchmal schmutzig oder rutschig ist, sondern auch Stufen hat. Auch kann er mal spontan einbrechen oder Affen könnten sich von links oder rechts nähern. Jetzt konnte ich mir gerade so eine politische Anspielung verkneifen.

Ich hatte schonmal erwähnt, dass ich nicht so sehr auf das Thema „ortunabhängig arbeiten“ eingehen will, und das tue ich auch nicht. Mehr geht es in diesem Artikel mehr darum, wie man damit beginnt, das ganze Leben ortsunabhängig zu gestalten. Man lebt ja nicht nicht zum Arbeiten, sondern…. ihr wisst schon.

Bei mir beginnt das Ganze im Kopf. Wenn ich mir ein neues Leben ohne festen Aufenthaltsort vorstelle, denke ich automatisch an sich dadurch ergebene Probleme. Und diese Probleme bedürfen logischerweise eine Lösung. Jedes einzelne. Also grübele ich Schritt für Schritt über jedes einzelne dieser Probleme nach und entwickele Ideen für die Lösung. Am Ende entscheide ich mich dann für eine Lösung. Denn eines ist klar: Bevor es losgehen kann, müssen alle diese Probleme gelöst sein. Aber okay, nennen wir es besser nicht Probleme, sondern Herausforderungen. Welche Herausforderungen sind das im Detail?

#1. Ich habe so viele Kram, den ich nicht mitnehmen kann.

Offensichtliche Lösung: Den Kram loswerden. Einfacher gesagt als getan. Es geht ja nicht nur um ein paar Gabeln in der Küche, die zu viel sind, sondern um alles in Wohnung, Büro & Co. Einen Großteil der Kleidung, Ordner mit Akten, Möbel. Über die Sache mit den Kleinanzeigen habe ich ja schon ein paar Sätze geschrieben.
Inzwischen sortiere ich pro Woche ein bis zwei Kartons mit Gegenständen aus und verkaufe einen weiteren Karton. Es ist echt krass, wie viel Zeug man so hat. Okay, vielleicht bin ich in mancher Hinsicht auch etwas verrückt. Ich besitze (bzw. besaß) über 30 paar Schuhe, eine meiner weiblichen Seiten. Und ich habe es bereits jetzt geschafft, das auf 20 Paare zu reduzieren. Während man Elektro-Kleinartikel und gerade Apple- oder Bose-Zeug exzellent auf eBay Kleinanzeigen verkauft bekommt, ist das mit (neuen ungetragenen) Schuhen nicht ganz so einfach, auch wenn es seltene Modelle sind. Ja, es gibt Leute die seltene Nike-Schuhe sammeln. Ich werde das in Kürze mal über eBay direkt probieren.

Teilweise habe ich in der Vergangenheit etwas viel Wert auf Sortierung und Ordnung gelegt. Das führt jetzt dazu, dass ich einer Art Ikea-Aufbewahrungsbox-Hölle gefangen bin. Dem Kram entledige ich mich, die Box bleibt. So habe ich einen ganzen Stapel verschiedener Größen von Ikea-Boxen. Bloß weg damit. Ich denke nicht darüber nach, wie teuer der ganze Kram mal war. Aber natürlich ist es notwendig, dass man für verschiedene Arten von Kerzen auch verschiedene Boxen besitzt. Alles andere wäre Anarchie.

#2. Ich habe doch eine Wohnung.

Lösung: Wohnung kündigen. Zugegeben, da habe ich es wohl sehr einfach. Ich wohne zur Miete in einer hochwertigen Wohnung, für die es kein Problem darstellen dürfte, einen Nachmieter zu finden, der mir auch noch einen Teil der Möbel abnimmt. Gerade bei XXL-Gegenständen wie Sofa oder Kleiderschrank ist das perfekt. Allerdings ist das bisher nur meine theoretische Lösung. Praktisch bin ich an diesem Punkt noch nicht angelegt, da es einer der letzten vor der großen Abreise ist. Da war ja was mit der Testphase und Versprechen gegenüber Freunden.

#3. Meine Firma (und ich privat) brauchen einen (Wohn)sitz und eine Post-Anschrift.

Lösung: Zu Verwandten oder Freunden ummelden und eine Postweiterleitung einrichten. Für meine beruflichen Zwecke arbeite ich mit einer Kapitalgesellschaft in Form einer GmbH. Die braucht u.a. einen Firmensitz, der auch im Handelsregister eingetragen ist. Ich habe entschieden, die Firma auf meinen Elternwohnsitz umzumelden. Mich selbst übrigens gleich mit. Also ab zum Notar und Sitzverlegung einleiten. Ein paar hundert Euro und ein paar Seiten Papier später wird die Firma relativ automatisch verlegt. Praktischerweise hat der Wohnsitz meine Eltern eine niedrigere Gewerbesteuer als Hannover, so dass ich die paar Euro für die Verlegung recht schnell wieder einspare. Übrigens hat fast jeder Ort in Deutschland eine niedrigere Gewerbesteuer als Hannover. Was machen die mit dem ganzen Geld?

Damit die physikalische Post nicht im Briefkasten meiner Eltern landet, gibt es praktische Dienstleister, welche die Post vollautomatisch scannen und online (oder per E-Mail) zur Verfügung stellen. Das funktioniert mit einem ganz simplen Nachsendeauftrag der Post und kostet weniger als 10 Euro pro Monat. Praktisch, da ich meine Post auch bisher schon direkt digitalisiert und entsorgt habe. Den Schritt kann ich mir in Zukunft sparen. Das funktioniert für die private Post genauso wie für die Firmenpost.

Mir fiel dann ganz nebenbei noch ein, dass ich einen Online-Shop betreibe. Die Artikel dafür lagern zu Teilen in meinem Keller und zum Teil im Büro. Um die 300 kg, die ebenfalls nicht mobil sind. Erst habe ich an einen Versand-Dienstleister (Stichwort „Fulfillment“) gedacht, der die Artikel lagert und versendet. Allerdings ist das ganze dann so teuer, dass das Geschäft ins Minus läuft. Also muss eine andere Lösung her. Die sieht so aus, dass ein guter Freund, der mehr als genug Platz (und Kompetenz) hat, den Versand übernimmt und dafür einen monatlichen Obolus erhält. Über das Thema, dass der Betrieb eines Multi-Plattform Online-Shops aufwendiger ist als gedacht und wie ich das Thema unterschätzt habe, werde ich bei Gelegenheit auch nochmal genauer eingehen.

Ach, und an einer Event-Agentur bin ich auch noch beteiligt. Da diese aufgrund von Corona aktuell nur noch theoretisch existiert, ist das fast untergegangen. Aber selbst wenn man sich Corona wegdenkt, gibt es hier einfache Lösungen. Es beschränkt sich auf drei bis fünf Veranstaltungs-Wochenenden, die ich pro Jahr vor Ort sein müsste. Der Großteil der Arbeit findet hier ohnehin online statt. Und Adress-technisch wird diese Firma auf meinen besten Freund und Mitgesellschafter umgemeldet.

Krass, was ich schon alles gemacht habe. Als Selbstständiger wird das Leben nicht so schnell langweilig. Ich bin immer noch aufgeregt, was wohl die nächsten paar Jahre an Projekten bringen.

#4. Mein Englisch ist nicht gut genug, Spanisch kann ich gar nicht: „Lost in translation“

Lösung: Learning by doing. Einfacher gesagt als getan. Womöglich reicht es aus, wenn man sich einfach in das ausländische Getümmel stürzt. Mit relativ gutem Schul-Englisch sollte man ja durchkommen. Ich habe begonnen, Netflix nur noch auf englisch zu gucken und Artikel gezielt in englisch statt deutsch zu lesen. Da man in eigentlich allen Industrie-Ländern mit englisch klarkommt, habe ich für mich entschieden, keine weiteren Sprachen zu benötigen. Mal sehen, ob meine Gesprächspartner hinter dieser Entscheidung stehen.

#5. Und die Sachen, die ich behalten will?

Lösung: Einlagern. Wichtig dabei ist wohl, dass es nicht übermäßig viel wird, da das Einlagern schnell ins Geld geht. Aber ein kleines Lager, in das 10 bis 20 Umzugskartons hineinpassen, bekommt man um die 20 Euro monatlich. Wichtig für mich ist dabei, dass das Lager gut erreichbar ist, damit ich mal fix vom Flughafen oder Bahnhof hinkomme und ein paar Sachen tauschen kann. Sommer- gegen Winterkleidung zum Beispiel. Ich bin mir sehr sicher, dass ich mit ca. fünf bis zehn Umzugskartons Rest-Kram auskomme, wenn Wohnung und Büro leer sind. Zwei Kisten mit aus rechtlichen Gründen nicht entsorgbaren Buchhaltungsunterlagen inklusive.