Was tut man, um dem Ziel „Reduzierung des Haushalts“ ein Stück näher zu kommen? Richtig, man fängt an, seine Sachen auszusortieren und sich überlegen, was man verkaufen kann. In meinem Fall ist eine erste Version einer Excel-Tabelle entstanden, in der ich mir Gegenstände und Wunschpreis notiert habe. Anschließend habe ich begonnen, einfache Dinge (z.B. sowas wie eine kleine Bose-Musikbox) zu fotografieren und bei eBay-Kleinanzeigen einzustellen. eBay Kleinanzeigen kam mir am Anfang ein bisschen einfacher als eBay vor, auch wegen der hohen Gebühren und der Verpflichtung zum Verkauf, auch wenn der erzielte Endpreis kacke ist. Schließlich will man seinen Kram zwar loswerden, aber nicht verschenken.

Nun gut, eBay Kleinanzeigen: Jeder kennt die lustigen Screenshots auf Twitter oder ähnlich, bei denen Nachrichten von eBay-Kleinanzeigen abgebildet sind. Ich hielt das immer für Fakes oder Übertreibungen. Nun weiß ist: Das ist bittere Realität! Allen ernstes kommen fast täglich Nachrichten mit dem simplen Inhalt „was letzte preis“. Ohne Groß- und Kleinschreibung, ohne Anrede, ohne Fragezeichen. Glücklicherweise gibt es eine „Nutzer blockieren“-Funktion, die ich auch fleißig nutze. Die Tatsache der Blockieren-Funktion hat mich auf eine interessante Parallele aufmerksam gemacht: eBay Kleinanzeigen ist wie Online-Dating!

Für Leute, die sich damit nicht auskennen: In Gay-Kreisen gibt es zwei sehr bekannte Apps namens GrindR und PlanetRomeo. Bei beiden geht es offiziell zwar um Dating, inoffiziell aber meistens nur um das Eine. So bekommt man auch hier täglich Nachrichten mit ähnlichem einfachem Inhalt. „worauf stehst du“, „was suchst du“. Es ist direkt erkennbar: Ebenfalls keine Anrede, ebenfalls keine Satzzeichen. Wofür auch, wäre wohl too much. Bei Kleinanzeigen preise ich meine zu verkaufende Waschmaschine durch einen kurzen Titel, ein paar erwähnte Features und vorteilhafte Fotos an, die meistens zumindest nahe an der Realität sind. Daraufhin bekomme ich die merkwürdigen Nachrichten. Beim Online-Dating ist das eigentlich gleich, nur dass ich selbst die Waschmaschine bin. Features, Foto und Titel, that’s all.

Einen Tag, nachdem mir die Ähnlichkeit der Apps bewusst geworden ist, bekam ich eine Nachricht mit folgendem Inhalt: „Hast Du auch ein Foto von Innen?“. Ich hätte vor Lachen fast den Kaffee ausgespuckt. Nein, es ist aber nicht so krass wie vermutet. Die Nachricht stammte aus eBay-Kleinanzeigen und nicht von GrindR. Gott sei Dank! Es ging um den Verkauf eines Computers. Und da macht ein Foto von Innen der Tat Sinn.

Auch gibt es auf beiden Portalen immer wieder überraschend dreiste Angebote. So dreist, dass man den Menschen auf der anderen Seite am liebsten Frage möchte, wovon er nachts träumt. Oder ob wirklich irgendwann mal eine Person darauf eingegangen ist. Wenn ich meine fast neue Waschmaschine (ja sorry, es ist wieder das Beispiel mit der Waschmaschine) für 250 Euro anbiete (Neupreis vor 2 Jahren waren 800 Euro) und dann eine Nachricht á la „geb dir 70 euro und hole sofort ab“ erhalte, dann ist das einfach nur eine Frechheit. Die Blocken-Funktion hatte ich ja bereits erwähnt. Die gleiche Dreistigkeit existiert auch in den Dating-Apps: Ein ca. 65 Jahre alter Mann (das wahre Alter ist wohl noch darüber), der mind. 120 kg auf die Waage bringt und offensichtlich noch nie einen Friseur besucht hat, macht schlüpfrige Sexangebote. Really? Okay, die Entscheidung ist gefallen: In diesem Fall verkaufe ich dann doch lieber die Waschmaschine für 70 Euro. Ich bin gespannt, wie viele Einträge die Blockieren-Liste verträgt.